Book Title: Raghunatha Siromani
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 45
________________ Raghunātha siromaņi 205 gängern unterscheidet. Und da sein Vorbild für seine ganze Schule maßgebend war, können wir von zwei Abschnitten in der Entwicklung des Navyanyāyaḥ sprechen. Der eine umfaßt seine Vorgänger von Yajñapati bis Vāsudeva, der andere Raghunātha und seine Schule. Und da die maßgebenden Werke bei beiden Kommentare und Subkommentare zu Gangesa sind, möchte ich, solange wir die Entwicklung des Navyanyāyaḥ nicht in allen Verzweigungen überblicken, von älteren und jüngeren Kommentatoren sprechen. Für die ältere Gruppe ist das sachliche Interesse charakteristisch. Man bemüht sich festzustellen, welche realen Dinge den im Navyanyāyaḥ verwendeten Begriffen zugrunde liegen. Bei der jüngeren Gruppe überwiegt das formale Interesse an der Anwendung dieser Begriffe und am Formen entsprechender Definitionen. Daraus ergeben sich aber wichtige Folgerungen und wir können sagen, daß ein Studium des Navyanyāyaḥ, das sich ausschließlich auf die Werke · Raghunātha's und seiner Schule stützt, notwendig lückenhaft bleiben muß. Nun könnte man behaupten, daß dasjenige, was dann unbekannt bleibt, für die Erkenntnis des Navyanyāyaḥ nicht wesentlich ist. Aber dann wäre die Frage zu stellen, was das Wesen des Navyanyāyaḥ ausmacht. Und diese Frage ist meiner Ansicht nach folgendermaßen zu beantworten. Vergleicht man die Art, wie der Navyanyāyaḥ in der Lehre von der Schlußfolgerung die Dinge auffaßt, – und die Lehre von der Schlußfolgerung ist es, die ihm das charakteristische Gepräge gibt, - so zeigt sich gegenüber dem älteren Nyāyaḥ folgender Unterschied. Der Nyāyaḥ war immer realistisch, d. h. für ihn hat es die Schlußfolgerung nicht mit Begriffen zu tun, sondern mit realen Dingen und ihrem Verhältnis zu einander. Aber während der ältere Nyāyaḥ dies stillschweigend voraussetzt, ohne näher darauf einzugehen, sucht der Navyanyāyaḥ sich von diesen Dingen und ihrem Verhältnis ein klares Bild zu gestalten und bemüht sich, es auch in seinen Definitionen zum Ausdruck zu bringen. Man hatte beispielshalber immer die Anschauung vertreten, daß es die Schlußfolgerung mit den Eigenschaften (dharmāh) eines Eigenschaftsträgers (dharmī) zu tun hat. Nun bringt man dies klar zum Ausdruck und spricht ausdrücklich von einem Träger (adhikaranam). Das Verhältnis von Grund und Folge heißt nun Vorkommen im gleichen Träger (sāmānādhikaranyam). Damit gewinnen aber die Dinge ein neues Aussehen und es ergibt sich eine Fülle neuer Gesichtspunkte und neuer Begriffe. Das Fehlen der Folge wird als ein Nichtvorhandensein aufgefaßt, das am Träger haftet, und seine Art wird genauer bestimmt. Infolge der klaren Unterscheidung zwischen Träger und Beschaffen

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