Book Title: Raghunatha Siromani
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 44
________________ 204 ERICH FRAUWALLNER Definitionen. Und dieses Ergebnis ergänzt und bestätigt den Eindruck, den wir bei den zuerst besprochenen Abschnitten erhalten haben. Diese Art, die Dinge zu behandeln, scheint nun den Ruhm Raghunātha's begründet zu haben. Sie war in dieser Form etwas vollkommen Neues. Und seine Phantasie im Ersinnen aller nur denkbaren Sonderfälle und seine blendende Geschicklichkeit im Formen von Definitionen hat sicher ihren Eindruck nicht verfehlt. Sein Beispiel fand daher Nachahmung und er wurde dadurch zum Begründer der in Bengalen herrschenden Schule des Navyanyāyaḥ. Zur Eigenart Raghunātha's gehört aber auch noch anderes weniger Erfreuliches. Er strebt in seiner Darstellung nach einer gesuchten Kürze des Ausdrucks und freut sich an knappster Formulierung. So arbeitet er z. B. gern verschiedene Definitionen ineinander, um die gleichen Wörter nicht wiederholen zu müssen. Ich verweise etwa auf die drei Definitionen Cakravarti's im Vyadhikaraṇadharmāvacchinnābhāvaprakaraņam ($ 4). Es ist aber nicht nur Kürze, nach der er strebt. Oft ist der Ausdruck absichtlich unbestimmt und dunkel gehalten. Warum verwendet er beispielshalber am Anfang von § 13a das unbestimmte svarūpasambandhaḥ, wo sich alle Kommentatoren einig sind, daß kālikavisesanatā gemeint ist? Bei den Definitionen des Abgrenzenden $ 4 muß der Leser erraten, was mit svam und tat gemeint ist. Überhaupt setzt er gern an Stelle eines bestimmtes Wortes ein vieldeutiges Pronomen. Stellen wie $ 9 im Siddhāntalaksaņaprakaraṇam bereiten zunächst nur Schwierigkeiten wegen der Unklarheit des Ausdrucks. Und ich möchte sagen, daß ein großer Teil der Schwierigkeiten beim Studium Raghunātha's nur darauf beruht, daß an sich einfache Gedanken in dunkler Form ausgedrückt sind. Auffallend ist seine übertriebene Kürze in der Polemik, bei der er sich oft auf hingeworfene kurze Andeutungen beschränkt. Allerdings eine nicht klar ausgesprochene Behauptung ist schwer zu widerlegen. Bedenklich scheint auch seine Dunkelheit des Ausdrucks, wo es sich um sachlich Schwieriges handelt. Bedenkt man nämlich, daß Raghunātha, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, es vermeidet, irgendetwas offen als seine Ansicht zu bezeichnen, dann drängt sich das Gefühl auf, daß er sich absichtlich ins Dunkel zurückzieht, wenn die Sache schwierig wird und er sich nicht sicher fühlt. Immerhin dürfte seine Dunkelheit auch zu dem Ansehen beigetragen haben, das er sich erworben hat. Denn man verwechselt leicht Dunkelheit mit Tiefsinn. Damit sind wir am Ende unserer Betrachtungen angelangt und können dazu übergehen, die Ergebnisse zusammenzufassen und die Folgerungen daraus zu ziehen. Es hat sich gezeigt, daß sich Raghunātha in der Auffassung und Behandlung des Stoffes grundlegend von seinen Vo

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