Book Title: Ludwig Alsdorf
Author(s): Gerhard Oberhammer
Publisher: Gerhard Oberhammer

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Page 5
________________ Nachrufe 373 Indienbildes der deutschen Romantik und ihrer Epigonen auf ein neues, wesentliches Forschungsgebiet hingewiesen hat. Nach dem Kriegsende wurde die auslandswissenschaftliche Fakultät der Berliner Universität aufgelöst und damit das Extraordinariat für die „Volks- und Landeskunde Indiens“ hinfällig, das Alsdorf inne hatte. Während der dadurch eingetretenen Unterbrechung seiner beruflichen Tätigkeit führte Alsdorf seine Arbeiten zum modernen Indien weiter, wandte sich aber schon bald herkömmlicheren Gebieten der Indologie zu, vor allem der Veda-Philologie. Anlaß dazu war der wissenschaftliche Nachlaß seines Lehrers H. LÜDERS. Für den Fall seines Todes hatte dieser Alsdorf mit der Herausgabe seines unvollendeten, dreibändigen Werkes über den vedischen Gott Varuna beauftragt. Daß sich Alsdorf dieser moralischen Verpflichtung nicht entzog, sondern sich ihr nach LÜDERS' Tod (1943), sobald dies möglich war, stellte und dies unter Hintansetzung seiner eigenen Forschungsvorhaben tat, kennzeichnet Alsdorfs Gelehrtenethos. Die Mühseligkeit der übernommenen Verpflichtung ahnt man, wenn man Alsdorfs eigene Darstellung des Unternehmens liest: „Die Aufgabe, die erhaltenen Teile des Manuskriptes herauszugeben, Lücken zu füllen, aus Materialsammlungen, Notizen und Vorarbeiten große Teile des Werkes änzen oder zu rekonstruieren, kurz: von LüDERS' für die Vedistik und die Indologie überhaupt grundlegend wichtigen Einsichten und Ergebnissen so viel wie möglich für die Wissen· schaft zu retten, hat für ein rundes Jahrzehnt den wichtigsten Schwerpunkt meiner wissenschaftlichen Arbeit gebildet: 1959 erschien der zweite und letzte Band.“ Zu diesem Zeitpunkt hatten sich Alsdorfs äußere Lebensumstände seit der Auflösung der Berliner auslandswissenschaftlichen Fakultät erfreulich gebessert: 1948 war er als Gastprofessor für Indologie an seine alte Universität nach Münster zurückgekehrt und war 1950 als Nachfolger seines Lehrers WALTER SCHUBRING nach Hamburg berufen worden, dessen wissenschaft

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