Book Title: Uber Den Sakramentalen Charakter Des Dharma Nachinnend Author(s): Albrecht Wezler Publisher: Albrecht Wezler View full book textPage 2
________________ A. WEZLER Uber den sakramentalen Charakter des Dharma 65 Seine Charakterisierung des dharna „als Ausführung der im Veda geoffenbarten Ritualvorschriften" macht deutlich, daß er sich dabei auf das bezieht, was in MS 1.1.2 als codanalaksaņo 'rthah definiert wird, als „etwas Nützliches, dessen Kennzeichen die vedischen Weisungen sind". Wie verhält sich diese Definition zu anderen Definitionen des hinduistischen dhanna-Begriffes, 2. B. zu der, von der HACKER gesagt hat, es sei die konkreteste und genauste", die er kenne, nämlich ĀpDhS 1.7.20.6-8, wo es heißt: ..Dharma und Adharma ... gehen nicht umher und sagen: Das sind wir. Auch Götter und Gandharven und Manen erklären nicht, was Dharma und Adharma ist. Sonder was die Arya loben, wenn es getan wird, das ist Dharma; was sic tadeln, das ist Adharma. Man soll sich in seinem Verhalten richten nach dem Verhalten, das von wohlgesitteten, betagten, sich selbst in Zucht haltenden, von Besitzgier und Verstellung freien Arya in allen Ländern einmütig anerkannt wird"? Gewiß, auch HACKER spricht von der Beziehung, die der Dharma ,zum Veda hat, zu den heiligen Texten aus der ältesten indoarischen Zeit". ,,Was im Veda direkt geboten ist, ist unbedingt verpflichtend“, führt er weiter aus, ,,es führt zum jenseitigen Heile." Wenn er aber anfügt, ..(d)er Veda ist die vornehmste Quelle des Dharma", dann ist unmittelbar klar, daß er hier nicht, jedenfalls nicht allein, an den Veda als Hort von Weisungen über das Opfer denkt, - das Opfer, von dem er etwas später sagt, es sei als ein selbstwirksames Mittel zur Erreichung diesseitiger und jenseitiger Ziele" aufgefaßt worden. Ebenso hat er den Veda als vornehmste Quelle des Dharma im Sinne, wenn er rekapitulierend feststellt: Der Dharma, seinem Inhalt nach auf die Kasten und Lebensstände bezogen, den ganzen Bereich von Moral, Kultur, Recht und Sitte umgreifend, durch seinen Vollzug jenseitiges Heil wirkend, ist nicht aus einem philosophischen Prinzip oder einem religiösen Ursprung ableitbar, sondern nur empirisch feststellbar, sei es aus dem Veda, sei es aus dem Consensus der Guten mit Rücksicht auf den geographischen Ort.66% Wenn Indologen von hinduistischem dharma sprechen, denken sie also bald an die Opferweisungen der Samhitas und Brähmaņas - oder der Srautasütras -, bald an den varmasrama-dharma der Dharmaśāstra-Texte oder an beides zugleich, wobei sie aber nicht notwendig auch beiden die gleiche Aufmerksamkeit schenken. Schon als ich HACKERS - man darf wohl sagen: berühmten - Aufsatz über den ,,Dharma im Hinduismus“ zum ersten Mal gelesen habe, drängte sich mir die Frage auf, ob es sich nicht in Wahrheit um zwei verschiedene Gegenstände handelt, eben den vedischen, von den großen feierlichen Opfer handelnden Dharma und den von den Indern selbst so genannten varnāsrama-dharma. Was mich irritierte, war u. a. auch die Bemerkung, der dharna sei, nur empirisch feststellbar, sei es aus dem Veda, sei es aus dem Consensus der Guten", der hinduistische Begriff des Dharma" sei Zitiert aus E FRAUWALLNER, Materialien Erkenntnislehre der Karmamimams, Wien 1968, S. 17. zur ältesten ,,Dharma im Hinduismus", in: ZMR 49 (1965), S. 93-106 = Kleine Schriften, hrsg. v. L. SCHMITHAUSEN, Wiesbaden 1978, S. 496-509. na dharmadharmau carata avauti sva iti / na devagandharva na pitara ity caksate 'yan dharmo 'yam adharma iti // 6 // yas iv äryän kriyamanam prasamsanti sa dharmo yad garbante so 'dharmah // 7 // sarvajanapadeş v ckintasamähitam kryāpām vffraiti samyagvinitanam yodhanam atmivatam alolupinám adambhikānām vitasadfsyam bhajeta // 8 //. Ich fasse vitasidrs. yam als Adverb auf (in ciner/der Weise, dal Ähnlichkeit des Verhaltens (bcsteht) und vermute, daß dahinter die Erkenntnis steht, daß das Verhalten ciner Person niemals mit dem einer anderen oder mit einem Verhaltensmodell identisch sein kann, sondern ihm immer nur im Sinne einer Ahnlichkeit entsprechen kann. HACKER, I. c. S. 98 (501) HACKER, I.C., S. 100(503) Gemeint ist natürlich das auf S. 98 ( 501 ) erwähnte Aryavarta. HACKER, 1. c., S. 100 (= 503). Übersetzung von HACKER, I. c., S. 96. (4996.)Page Navigation
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