Book Title: Dignagas Alambanapariksa
Author(s): Erich Frauwallner
Publisher: Erich Frauwallner

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Page 17
________________ 190 E. FRAUWALLNER. auf den man sich stützt. Als zweite Möglichkeit nimmt Dignāga an, daß die Form des Objektes in der Erkenntnis beim Schwinden des ersten Erkenntnisaugenblicks einen Eindruck im Unterbewußtsein (alayavijñāna) hinterläßt, der einen zweiten gleichartigen Erkenntnisaugenblick hervorzubringen vermag. Die Form des Objektes im ersten Erkenntnisaugenblick entspricht dann der Form des zweiten Erkenntnisaugenblicks und ist mit Hilfe jenes Eindrucks auch seine bewirkende Ursache. Damit fällt die erwähnte Schwierigkeit weg. Die spätere Zeit hat sich für die erste Auffassung ent schieden, aber auch diese umgeformt und weitergebildet. Dharmakirti gibt ungefähr folgende Darstellung: Hauptursache einer Erkenntnis ist das, was nicht jeder Erkenntnis als Ursache gemeinsam ist, sondern diese bestimmte Erkenntnis verursacht. Zur bestimmten Erkenntnis wird aber eine Erkenntnis durch die Form des Objektes, denn ihrem Wesen als Erkenntnis nach ist sie allen Objekten gegenüber gleichartig. Daher ist die Form des Objektes in der Erkenntnis ihre Ursache. Die Gleichzeitigkeit der Ursache und der Wirkung ist dabei nicht anstößig, denn diese Ursache ist nicht hervorbringende Ursache (janaka), sondern bestimmende Ursache (vyavasthāpaka).1 Nun versucht der Gegner einen letzten Einwand: Neben den Gegenständen der Erkenntnis, den sechs äußeren Bereichen (ayatana), bestehen nach der Lehre Buddhas die sechs inneren Bereiche, die Sinnesorgane; wie kann es aber Sinnesorgane geben, wenn es keine Außenwelt gibt? Dignāga entgegnet: Die Sinnesorgane sind, wie schon ihr Name sagt, 2 ihrem Wesen nach Kräfte; sie sind nicht wahrnehmbar, sondern werden aus ihrer Wirkung, der Erkenntnis, erschlossen. Aus der Wirkung läßt sich jedoch nur ihr Wesen als Kraft erschließen, nicht ihre weitere Beschaffenheit, ob sie materiell sind (bhautika) usw. Auch als ihren Träger braucht man keine Materie annehmen, sie können ebensogut in der Erkenntnis liegen; denn ob sie an die Erkenntnis oder an irgendeinen anderen Träger 1 Vgl. Pramāņavārttika, NE fol. 235 b 6 ff.; Pramāņaviniscaya, NE fol. 270 b 4ff.; Tattvasamgraha, v. 1346; Nyāyabinduțīkā, S. 15. 2 Vgl. Abh. koś., II 1 (V. P., S. 103).

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