Book Title: Vorattische Philosophie
Author(s): Thales Von
Publisher: Thales Von

View full book text
Previous | Next

Page 6
________________ VORATTISCHE PHILOSOPHIE auch U. VON WILAMOWITZ-MOELLENDORFF, Berl. Sitzb. (1926) 126'. - (Zeitgenössische milesische Gewandstatue stellt den Philosophen nicht dar.) Abkürzungen. DL = Diogenes Laertios, DK = Diels/Kranz, Fragm. Vorsokr.'. 1. Leben. Anaximanders (Avačiuávdos) Lebenszeit setzen wir mit ziemlicher Sicherheit in die Jahre zwischen 610/9 und 546/5. APOLLODOR hatte wohl aus der ihm noch vorliegenden Schrift des Anaximander sichere Anhaltspunkte, sein Lebensalter für 547/6 (Ol. 58, 2) mit 64 Jahren anzugeben (Diels, Neue Jb. klass. Altertum si (1923] ; Burnet, Early Greek philos. 53, Ubers. 42). Daß Anaximander schon von THEOPHRAST (DL II 1-2: DK 12 A 1) als Schüler und Nachfolger des Thales bezeichnet wird, braucht nicht mehr zu bedeuten, als daß er dessen jüngerer Landsmann war. Er soll eine Kolonie in Apollonia am Schwarzen Meer begründet haben (Aelian III 17: DK 12 A 3), und ebenso werden Beziehungen zu Sparta berichtet (Cic. De div. I 50, 112: DK 12 A sa). 2. Schriften. Das Werk des Anaximander galt als die älteste philosophische Schrift der griechischen Literatur (Themist. Or. 36 p. 317 Dindorf). Es wurde im Original oder in einer gekürzten Fassung noch von APOLLODOR gelesen, während SIMPLIKIOS es nicht mehr gekannt zu haben scheint. Als Titel wird von späteren, wie bei allen Werken der ältesten Philosophen, Über die Natur» (IIegi púoems) angegeben. Die im Suda (DK 12 A 2) erwähnten weiteren Werke verweisen auf geometrische und astronomische Interessen, sind aber wohl kaum als Zeugnisse einer ausgedehnten literarischen Tätigkeit zu werten, sondern können ebenso gut Abschnitte des Hauptwerks bezeichnen. 3. Astronomie. Der Gnomon (ein einfaches Instrument zur Bestimmung von Höhe und Stellung der Sonne mit Hilfe des Schattens) ist nicht (wie DL II 1-2 behauptet) von Anaximander erfunden, sondern nach dem Zeugnis HERODOTS von den Babyloniern übernommen (Herod. II 109: DK 12 A 4). Dagegen soll Anaximander eine runde Erdkarte gefertigt haben, auf der die bekannten drei Erdteile ungefähr die gleiche Fläche einnahmen (Agathemeros I 1; Strabo I p. 7 Causab.: DK-12 A 6). Sie wurde von Hekataios (s. S. et verbessert und mag den von HERODOT beschriebenen (jonischen) Erdkarten geglichen haben. Dagegen ist die Zuschreibung eines Himmelsglobus (DL a. a. O.) unwahrscheinlich. Sicher müssen wir starke geographische und astronomische Interessen bei Anaximander annehmen. Diese werden auch in seiner Weltentstehungstheorie sichtbar. Die Erde ist gleich einer zylindrischen Säule, deren Höhe ein Drittel der Breite ausmacht (Ps. Plut. Strom. 2; Hippol. Ref. I 6, 3: DK 12 A 10; 12 A 11). Die von den Menschen bewohnte Oberfläche erscheint dann wie eine flache Scheibe (vgl. Thales, S. --). Die kühne Neuerung des Anaximander liegt aber darin, daß er keine die Erde tragende Unterlage mehr braucht, sondern sie frei in der Mitte des Raumes oder genauer wohl im Zentrum der Ringe der Himmelskörper schweben läßt. Sie hat wegen des gleichen Abstands nach allen Seiten keinen Grund, sich von der Mitte zu entfernen. Diese Erklärung des ARISTOTELES (De caelo B 13, 295 b 10:DK 12 A 26) liegt wohl im Sinne des Anaximander. Mit dieser freischwebenden Lage der Erde ist die Möglichkeit gegeben, die Gestirnbahnen als Kreise aufzufassen. Anaximander versteht die Gestirne als feurige Räder, die von Luft eingeschlossen sind. Durch eine Öffnung in der umhüllenden Luft entweicht das Feuer und läßt uns den Feuerkreis als Stern erscheinen. Durch die Bewegung dieser Feuerräder sind die Gestirnumläufe, durch gelegentliche Verstopfungen der Öffnungen die Sonnen- und Mondfinsternisse und die Mondphasen erklärt. (Ein Grund für diese Verstopfungen wird nicht angegeben.) Die Größe der

Loading...

Page Navigation
1 ... 4 5 6 7 8 9 10 11 12