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Albrecht Wezler
Naturbeobachtungen
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wird, dann wäre für die Identifizierung von dem austugehen, was über die Pflanze ausgesagt wird; und bis zum Beveis des Gegenteils kann dies, 30 meine ich, nur dahingehend verstanden werden, daß Heliotropismus in spesiellen Sinne des Wortes gemeint ist, also eine phototropische Bewegung uit der Sonne im Laufe eines Tages. Insofern ist Vilheln Rau beizupflichten, wenn er die Identifisierung von suvareala als Polanisia icosandra W. et A. (= Cleome viscosa Linné, die heute geläufigere Bezeichnung mit dem Argument ablehnt, daß diese "keine heliotropen Eigenschaften" hat. Die Ausdrucksweise Patanjalis verbietet es m. E. aber, dann nach einer Pflanze zu suchen, die einen beliebigen auffiligen Phototropismus zeigt. Deshalb überzeugt der Vorschlag nicht, nan könne cher an Lactuca serriola Linné denken. Ich vernag meinerseits keine Lösung anzubieten, achte aber beiläufig noch ervahnen, daß Helianthus annuus Linné, die Sonnenblune, aus Mittelamerika stannt und erst mit den Europäern nach Indien gelangt sein kann, und das Oynandropsis gynandra Linnea Cleone gynandra Linné, 50 die heute übliche Bezeichnung) nach meinen Informationen ebenfalls nicht heliotrop ist Singh und Chunekar allerdings behaupten, daß Gynandropsis gynandra "... can be called Suryavarta or Surya bhakta due to the behaviour of its leaves in orienting their position with the movement of Sun". Ven soll man nun glauben, und last sich überhaupt eine Entscheidung treffen, ohne da san selbst zu Beobachter vird?
ten Gebiete verschiedener naturwissenschaftlicher Facher - außerdem noch andere Gründe für sie verantwortlich sind. In Frage kane da in erster Linie der Begriff und das Phänomen der (Natur-)Beobachtung selbst. Schon aus der Keise, wie dieser Ausdruck in der Alltagssprache gebraucht werden kann (zufallige, einmalige, viederholte Beobachtung usw., "guter, geschulter, scharfer. genauer Beobachter" usw. usw.), laßt sich ableiten, daß es - gans unabhängig vom Gegenstand - qualitativ sehr unterschiedliche Formen von Beobachtung gibt. Sich dies in Erinnerung zu rufen und gegenwärtig zu halten, ist auch dann sinnvoll, ja letztlich notwendig, wenn das Textmaterial - wie es ja nur zu häufig vorkonnt - gar nicht erlaubt, die Art der bezeugten Beobachtung niher zu bestimmen: Spätestens bei der Wertun der jeweiligen Beobachtung, bei der man auch kaum nit den Kategorien "richtig und falsch" auskonnen dürfte, wird man dann mit der Behutsankeit vorgehen, die w.a. aus diesen Grund eben dringend geboten erscheint.
Beobachtet, um einer Erkenntnis willen aufmerksan betrachtet wird aber namentlich von Wissenschaftlern, und demzufolge gilt die Beobachtung auch als Crundlace säntlicher Erfahrungswissenschaften. Deshalb bietet es sich an, vor allem in wissenschaftstheoretischen Werken Auskunft über den Begriff Beobachtung einzuholen. Stark vereinfachend heißt es da etwa": "Man beobachtet Tatsachen in der Erfahrungswelt, so wie sie sich eben der Wahrnehmung darbieten, und hält sie fest, inden man seine Beobachtungen aufschreibt oder aufreichnet"; und man erfährt des veiteren, das die Aufteichnung von Beobachtungen Protokoll und die in dieses Protokoll stehenden Sätze bzw. Aussagen daher Protokollsätze bzw. Protokollaussagen genannt werden, die es gelte, so richtig und genau wie möglich zu formulieren". "Hinsichtlich der logischen Natur der zur Basis der Erfahrungserkenntnis gehörenden Aussagen gehen die Ansichten der Philosophen und Wissenschaftstheorektiker aber "veit auseinander", und in Zusannenhang
2. Nun sind die mannigfachen und teilweise intrikaten Probleme, welche
diese ivet sitschen aus dem Mahabhasya involvieren, wie gesagt, keinesvegs singular, sondern ungekehrt gerade typisch. Insofern bieten sie Anlab zu überlegen, ob die Schwierigkeiten, mit denen der Philologe nahezu auf Schritt und Tritt zu kämpfen hat, wenn er sich mit von 'Natur beobachtung zeugenden Aussagen beschäftigt, denn ausschließlich durch den Charakter seines Textmaterials bedingt sind oder ob nicht - abgesehen auch von den nicht ganzlich risikofreien Expeditionen in die gewohnlich veniger bekann
37. H. Seiffert, Einführung in die Vissenschaftstheorie 1. Sprachanalyse -
Deduktion - Induktion in Natur- und Sozialwissenschaften (Beck'sche
Schwarze Reihe Bd. 60), München 1969, S. 138. 39. H. Seiffert, 0.c., 1.c. 39. Zitiert aus V. Stegnüller, Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie.
Eine kritische Einführung (Kröners Taschenbuchausgabe Bd. 308), Stuttgart 1963, S. 446.
33. Vgl. Meulenbeld, 0.c., p. 577. 34. Dies ist die Identifikation von surydvarta, 3.0. Anm. 19. 35. S. Anm. 28. Die Blüte öffnet sich abends und ist am folgenden Morgen
schon verblüht. 36. Balwant Singh/K. C. Chunekar, Glossary of Vegetable Drugs in Bhattra
yi (The Chowkhanba Sanskrit Studies Vol. LIIXLI) Varanasi 1972, p. 441.