Book Title: Die Entwicklung Des Ksanikatvanumanam Bei Dharmakirti
Author(s): Ernst Steinkellner
Publisher: Ernst Steinkellner

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Page 12
________________ 372 ERNST STEINKELLNER Dharmakirti verläßt also die bisher bekannten Wege des Beweises und bringt znächst seine bekannte Definition 36 von „Ding" (bhāvaḥ). „Ding“ (bhāvah), „Hervorgebrachtes“ (kytakam) und „Seiendes“ (sat) sind bei Dharmakirti im Kontext des uns hier interessierenden Problems synonym gebraucht, da Hervorgebrachtsein und Seiendsein wesentliche Beschaffenheiten des Dinges sind. Schließt man nun aus dem logischen Grund ,,Hervorgebrachtsein“ (kytakatvam) auf die Vergänglichkeit, dann ist, da dieser Grund die Tätigkeit verschiedener bedingender Ursachen impliziert 37, die Allgemeingültigkeit der Vyapti nicht nachzuweisen, weil die Tätigkeiten der Ursachen niemals in ihrer Gesamtheit kontrollierbar sind. Man muß schon eine Beschaffenheit als Grund angeben, die von solchen Bedingungen unabhängig (ana pekṣaḥ, PVSV p. 93, 11f.) und für sich gegeben (kevalah 38, PV I, v. 186 b = 188b) ist. Nur mit einer solchen Beschaffenheit ist die Allgemeingültigkeit der Vyāpti zu erhalten, da sie kraft ihres Nichtbedingtseins auch im nicht beobachtbaren Bereich die zu beweisende Beschaffenheit keineswegs verfehlen kann. Wenn Dharmakirti aber hier die bedingte Beschaffenheit „Hervorgebrachtsein“ durch die unbedingte Beschaffenheit „Seiendsein" ersetzt, verändert er den Beweis trotz der praktischen Synonymität der beiden Begriffe entscheidend. Die bedingte Beschaffenheit wird wegen ihrer logischen Insuffizienz durch die unbedingte ersetzt und damit haben wir es mit einem neuen Beweis zu tun: Die Augenblicklichkeit, Vergänglichkeit wird aus dem Seiendsein erschlossen und nicht mehr aus dem Hervorgebrachtsein. Aber nicht durch die Verwendung des anderen Grundes unterscheidet sich der neue Beweis wesentlich vom vināsitvānumānam 39, sondern durch einen völlig neuen Vorgang bei der Feststellung der Vyāpti. Wenn wir nun die weitere Ausführung des Beweises verfolgen, wird sich in dieser das erste Beispiel eines Beweises zeigen, der mit einem svabhāvahetuh arbeitet und der von Dharmakirti, allerdings erst später 40, aufgestellten die zu ne kraft haltenheit paci phyir roll cdi ltar dros po rnams kyi tshoge pa ni nus pa sna tshogs par mthon ste de la cgac zig mi cjig (PN: Cjige) paci bdag nid du bekyed pa gan yin par yan (fehlt PN) Cgyur ro ke na ma yin te adros poci mtshan ñid ni don byed nus pa yin paci phyir te Bnus pa brjod pa thams cad dan bral ba ni ñe bar brjod pa med paci mtshan nid yin noaß II (Q: vgl. HB p. 19, 10f. saktir hi bhāvalakşanam, sarvasaktiviraho 'bhāvalaksanam. B: = VN p. 8, 1f. sarvasāmarthyopākhyavirahalaksanam hi nirupakhyam.) 36 Vgl. PV III, v. 3ab: arthakriyasamartham yat tad atra paramarthasat. 37 Vgl. PV I, v. 186a = 188a: upadhibheda pekpo vá svabhāvah ... 1; PVSV p. 93, 8-10: apekşita paravyāpāro hi svabhāvanispattau bhāvah kytakah. teneyam krtakasrutih svabhāvābhidhāyiny api paropādhim enam akşi pati. etena pratyayabhedabheditvādayo vyakhyätah. 38 Im PVin, wo der Vers zum Teil wiederverwendet wird, verbessert Dharmakirti kevalah zu suddhah (= dag pa, PVin II, f. 265a2). 39 Vgl. oben Anm. 27. 40 Erst im Hetubinduh findet sich diese Regel formuliert: ,,Die Feststellung des gemeinsamen Vorkommens ferner besteht beim Eigenwesen als dem Grund in dem Nachweis, daß die zu beweisende Beschaffenheit sich an das bloße Vorhandensein der beweisenden Beschaffenheit anschließt, weil die zu beweisende

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