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A. Wexler
dham auseinandergesetzt hat, behandelt er den vijñānavada, dessen Widerlegung mit den Worten endet (Nayacakra 107.1-2): tasman na vijñānamātram ity alam ativikalinya sankathaya,,,deshalb ist [die Dreiwelt]" nicht nur Bewußtsein; damit genug der Rede, die [ohnehin] mehr als klar ist". Anschließend führt Mallavädin aus (Nayacakra 107.2-108.2) (= Textstück DJ: anayaiva ca difa svavacanavyapekṣai vakṣepo videsaikantavadino pi/ sarvasarvätmakatāyām frotrādivṛttiḥ pratyakşam iti bruvato nirvikalpatvad vibhāgabhävät kim trotram? kim afrotram? ka ādiḥ? ko 'nādiḥ? kā vṛttiḥ? kā vāvṛttiḥ? kim prati? kim aprati? kim akşam? kim anakşam ityādi? Und in eben dieser Richtung [liegt, so muß man sich klarmachen], (d.h. als eben damit aufgezeigt ist anzusehen auch) der in nichts anderem als der kriti schen Betrachtung des von ihm Gesagten bestehende Einwand, der auch [gegen die Definition der sinnlichen Wahrnehmung zu erheben ist], wie sie derjenige [gegeben hat], der mit dem Anspruch auf ilire absolute Gültigkeit die Lehre von der Nichtverschiedenheit [aller Dinge der Erscheinungswelt] vertritt. Da für diesen, der [die Definition] lehrt: Sinnliche Wahrnehmung ist die Funktion des Gehörs usw.", insofern [ihm zufolge] alles aus allem besteht, keine unterscheidende Vorstellung gege ben ist und folglich auch keine Trennung (und damit Verschiedenheit, erheben sich die von dieser Position aus nicht beantwortbaren Fragen]*2: Was ist das Gehör? Was das Nicht-Gehör (d.h. das konträre Gegenteil des Gehörs)? Was ist das (durch den Begriff] usw. Eingeschlossene? Was das [dadurch] Nicht-Eingeschlossene? Was ist das, in bezug worauf etwas sinnliche Wahrnehmung (pratyaksa) ist? Was ist das, in bezug worauf etwas nicht sinnliche Wahrnehmung ist? Was ist das Sinnesorgan? Was das Nicht-Sinnesorgan? Usw."
Die u.a. bereits durch den Terminus parināma im Textstück C (o.S.367) nahegelegte Vermutung, daß mit dem Ausdruck sarvasarvätmakatva ein spezifisches und, so darf schon jetzt gesagt werden, fundamentales Element der Lehre des Sämkhyasystems, benannt ist, findet an der zweiten Belegstelle alsó ihre Bestätigung, denn aus der Yuktidipika und anderen Quellen, die sie unter Angabe der Herkunft zitieren, ist bekannt, daß die Definition froträdivṛttiḥ pratyakṣam' von dem Samkhya-Philosophen Vrsagana stammt, auf den sich Mallavädin immer dann zu beziehen scheint, wenn er Theoremata dieses Systems behandelt. Daß mit dem Ausdruck sarvasarvātmakatva eine Grundposition des Samkhya gemeint ist, wird überdies
40 Vgl. u.a. M. Hattori: „Dignaga, On Perception...", Cambridge (Mass.) 1968 (HOS Vol.47), p. 25.
41 Vgl. Nayacakra 105.4: vijñānamätram idam tribhuvanam /.
42 Simhasüri erläutert (Nayacakra 107.27, 108.6-10):... yac coktam brotrādi iti, tatra ka adiḥ sarvatmakaikavastutve prathamadvitiyadyanyonyapeksavibhag bhävät? ko 'nadir madhyo 'nto va? ka vṛttis team frotrādinām purvam apravṛttanam pafcad vrttih kalabhedenävasthantaratvena ca visistä? kā vṛttir vṛttyuparamalakṣaṇā vibhāgabhävad eva? kim prati, katamo nyo bhavo yam apeksya tam pratyakşam ity ucyate? kim aprati, sarvasarvätmakaikatve kath kim napeksyate? kim aksam in driyam yad visayavyatirik tam irotrādi parasparavyatiriktam va?...
43 Ed. Pandey, 35.1. Vgl. auch Jambūvijayajis Annotation zu Nayacakra 59.21 (Tippanani",
p. 32).
Der sarvasarvätmakatvavāda
auch durch Simhasüri unmißverständlich klargestellt, indem er in seinem Kommen. tar zu dem Textstück D u.a. expliziert (Nayacakra 107.20-26) [= Textstück E]: evam hi lakṣaṇaduṣaṇātideśaḥ sarvam sarvātmakam' ity aviseṣam icchataḥ Samkhyasyāpi sarvātmakasyaikasya vastuno rūparasādibhedena frotrādibhedena ca vikalpayitum aśakyatvad viseṣaikāntavādina iva nirvikalpaparamarthaparamāṇusadharmyad avikalpakatvam / avikalpakatvad yathā purvam pratyakṣalakṣaṇodaharanavakye dosah cakṣur naiva cakṣuḥ, rūpam naiva rūpam, vijñānam naiva vijñānam' ityadayas tatha frotradivṛttiḥ pratyaksam frotratvakcaksurjih. väghrāṇānām manasadhisthita vṛttiḥ sabdasparśaruparasagandheşu yathakramam grahane vartamānā pramānam pratyakṣam iti bruvato sarvasarvātmakatve nirvikalpakatvad vibhāgabhävät kim frotram yat tvagādibhyo vibhaktam.... Auf folgende Weise nämlich wird der [bereits vorgetragene] Nachweis der Fehlerhaftigkeit der [von Dignaga stammenden] Definition [des Erkenntnismittels sinnliche Wahrnehmung von Mallavädin] übertragen (d.h. von ihm darauf hingewiesen, daß er darüber hinaus auch für eine andere Definition gilt): Auch für den Vertreter des Samkhya, der, indem er [lehrt], daß alles aus allem besteht, die Nichtverschiedenheit [aller Dinge der Erscheinungswelt] für richtig hält, ist ein aus allem bestehendes Einzelding, da es nicht durch die Unterscheidung von Farbe, Geschmack usw. und die Unterscheidung von Gehör [als Sinnesvermögen] usw. differenziert werden kann, etwas Undifferenziertes, ebenso wie [für Dignaga und andere buddhistische Philosophen], die mit dem Anspruch auf ihre absolute Gültigkeit die Lehre von der Verschiedenheit [aller Dinge] verkünden, weil [ihrer Ansicht nach] die gemeinsame Beschaffenheit [aller Dinge] darin besteht, daß sie aus nichts anderem als Atomen gebildet sind, welche die undifferenzierte letzte Wirklichkeit darstellen. Wie wegen des Fehlens der Differenziertheit vorher (d.h. bei der Widerlegung der Dignagaschen Definition) in bezug auf den Satz, der die[se] Definition der sinnlichen Wahrnehmung illustriert [nämlich idam tat] die Mängel [aufgezeigt wurden], daß [dann] das Auge überhaupt kein Auge ist, die Farbe keine Farbe, das Erkennen kein Erkennen usw., so [erheben sich], da für denjenigen, der definiert: Sinnliche Wahrnehmung ist die Funktion des Gehörs usw., [d.h.] sinnliche Wahrnehmung als gültiges Erkenntnismittel ist die vom Denkorgan gelenkte Funktion von Gehör, Haut, Auge, Zunge und Nase, die sich, der Reihenfolge entsprechend, bei der Erfassung von Ton, Berührung, Geschmack und Geruch entfaltet, insofern [ihm zufolge] alles aus allem besteht, [in bezug auf das Einzelding] keine Differenziertheit gegeben ist und folglich auch keine Trennung [und damit Verschiedenheit, die von dieser Position aus nicht beantwortbaren Fragen]: Was ist das Gehör, [d.h.] inwiefern ist es von Haut usw. getrennt [und damit von Haut usw. verschieden]?..."
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44 Jambūvijayaji verweist hier auf Nayacakra 71.4.