________________
364
A Werler
Der sarvasarvatmakatvavida
365
wäre. Ob Mallavādin in diesem Sinne tatsächlich sine ira ac studio vorgegangen ist, als er sein abstrakt-systematisches Konzept der zwölf Sichtweisen" offenbar weltRehend mittels des historisch gegebenen Materials philosophischer Lehren empirisch konkretisierte, bedarf freilich noch der Überprüfung in jedem Einzelfall. So viel ist aber immerhin klar: Mallavadins Dvadasaranayacakra erheischt mehr Aufmerksam. keit, als ihm bisher von seiten der Philosophie Historiker trotz Frauwallner und Muni Jambüviyayaji zuteil geworden ist.
Aus gegebenem Anlaß versuche ich einen Einstieg in dieses komplexe Thema, mit dem mich zu beschäftigen ich seit längerem geplant hatte, ohne das Vorhaben freilich zu Lebzeiten von Ludwig Alsdorf realisieren zu können.
Auge; dort ist nämlich die schrittweise Destruktion der Samkhyalehre, die offen. sichtlich in der Form vorgeführt wird, zu der sie von Vrsagana in seinem verlorengegangenen Sastitantra entwickelt worden war, cinem sarasarvatmakarvavadin zugewiesen, indem der gelehrte Herausgeber den Inhalt des zweiten Teils des 3. Ka pitels in den Worten zusammenfaßt: kimtu samkhyena vidhividhinaya (2. Kapitel) anusirişv advaitavadesu ye dosa udbhavitas tesām praktikaramaväde pi tadawasthyad Varsaganatan travarnite sümkhyamate sarvasarvatmakarvavadinta vistarena niraste tatrāsvārasyäd isvaravādi bhavya-bhavitrbhedena išvarefitadvaitavādam upanyasyati!... Abgesehen davon, daß nicht auf Anhieb verständlich ist, wer mit diesem Sarvasarvatmakarvavadin" im Unterschied zum samkhya" einerseits und zum ,ifvaravadin" andererseits gemeint sein soll. fragt man sich, wie diese Abweichung in der Analyse der dispositorisch-dialektischen Struktur des 3. Kapitels zustandegekommen ist, auf welcher Seite also der Irrtum oder die Ungenauigkeit liegt.
4. Im 3. Kapitel des Dvadasāranayacakra, vidhyubhayāru genannt, also die (einer Sichtweite entsprechende) Radspeiche, welche aus beiden (d.h. positiver Setzung (vidhi) und zugleich negativer Einschränkung (niyama') der generellen Affirmation besteht", kommt nun Mallavādin auf das Samkhya-System sowie den Isvaravāda zu sprechen. Der systematischkontextuelle Zusammenhang ist dabe gemäß Frauwallners Inhaltsangabe der folgende: .Against this viewpoint", nämlich die im 2. Kapitel behandelten verschiedenen, einander widersprechenden Formen des advaitavade - der Lehre also, daß es nur Eines gibt, nämlich die Weltseele (puruse) bzw. die Notwendigkeit oder das Schicksal (niyatl) bzw. die Zeit (kala) bzw. das Eigenwesen (svabhava) bzw. das Werden per se (bhava), von dem die Aussage wird", „existiert als Werdendes" (bhavati) zutrif- stands a third which refutes the vehicle of becoming as the sole principle. It manifests itself in two doctrines: the Samkhya system and the doctrine of a godhead as the creator of all things (ifvaravädah). And again Mallavadi allows the first of the two doctrines to be contradicted by the second. The viewpoint of the Samkhya system reasons in the following way it differentiates two forms of being or becoming, being present (sannidhibhavanam) and coming about (apattibhavanam)". Only an existent duplicity, however, makes them possible. As concerns being present someone who knows (nata) presupposes something that is known (feyam), someone who enjoys (bhokta) presupposes something that is enjoyed (bhogyam) and vice versa. The coming about requires a manifold unity (anekam ekam) which by changing again and again (parinamah) adopts a new form: At the same time it requires a second principle on account of which the change is being brought about. Thus, the two principles of Särkhya, the soul (puruşah) and original matter (pradhanam) are given. The doctrine of a godhead does away with the differentiation of being present and coming about ... .
Vergleicht man damit den entsprechenden Absatz im ,,racatustayaparicaya" von Muni Jambūvijayaji, dann springt eine nicht unerhebliche Divergenz sofort ins
S. Muni Jambūvijayaji hat sich zu seiner Auffassung offenbar durch einen Satz bestimmen lassen, der in der Nyāyāgamanusarini unmittelbar vor dem Abschnitt steht, mit dem die Widerlegung der Lehre des Samkhya durch den isvaruvadin "*** beginnt. Da auch der Kontext für die kritische Oberprüfung der Auffassung des Herausgebers relevant ist, muß ein etwas längeres Textstück zitiert werden, und zwar Nayacakra 324.7-13: ... (= Textstick A.) fasmad atathartharvad anumanabhäsatvād ete arthā nopaparnah. tadyatha bhinnagunarvarn walsamyalrakatvam viparinamah punahsāmyāpattis cell/ tadanupapatter jagatsargasar hara. kalpana nirmūla pradhanabhāvāt / tannimülatvat puruşarthena hefurā prayukta pravattir ty etad api witatham, tadvitathatvat tad visayah prutyayo pyaranam en, fadajränatal Manaprapyapurusarthabhavo piti samastatantrarthavicha tanam ev ell" kim avafisate vdragone fantre? subhasitabhimatas tyayo yam anupaparinaparoksarthavadah yady upapadyeta paroksartham api tam ghniyama, na rūpaparnah/tasmat sarvasarvatmakarvaparigraha ewa nyayyah/ anyah punar itādi / na sarvasarvatmakarvaparigraho
yayyah ....Well [die von Vrsagana zu ihrem Erweis angeführten Jogischen Grunde) also nicht dem (von ihm) intendierten Zweck dienen (d.h. beweislogisch nicht das leisten, um dessentwillen sie von ihm vorgebracht wurden). (vielmehr] Scheinschlußfolgerungen darstellen, sind diese [Lehr-Gegenstände/-Aussagen nicht stimmie, nämlich die, daß [die Urmateriel aus verschiedenen Konstituenten Geuna) hasteht, daß fbel Beginn der Schöpfung ihr Wesen eine Störung des Gleichgewichts
28 Zu diesen Termini vgl. auch Simhasürl, Nayacakra 10. . 29 Zu diesen interessanten Termini, die möglicherweise Mallavidin geprägt hat, vgl. auch
Nayacakra 261 ff. 30 Zitiert aus Frau wallners Introduction". p. 3.
31 Zitiert aus seinem Prakkathanam". p. 27. v harmidini Samkhyematekhandenem gemal Jambūvijay is Nayacakraprotamarbha
parye Virunurmak " (Einleitung p. 92). 11 Serrone charakterisiere ich diejenigen Passagen in Simhaus Test von denen Jam
avait auch ohne, die sie durch ein nachfolgendes i als prat e wiesen wären. want du sie wus dem Grundtext wörtlich übernommen sind, und die er entsprechend hervorhebt.