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________________ A. WEZLER Über den sakramentalen Charakter des Dharma 9 3 dischen dharma wird hier gesagt, man erkenne ihn aus dem Veda - was ohne den Zusatz allein" auch eine völlig banale Feststellung wäre -, sondern vom dharma des Dharmaśāstra! Da ich eine entsprechende Untersuchung nicht angestellt habe, kann ich nicht behaupten, daß dies überall die Bedeutung des bahuvrihi-Kompositums vedamüla ist, aber ich halte die Annahme für berechtigt, daß es jedenfalls die ursprüngliche ist, die auch der von HALBFASS betonten späteren Radikalisierung dieses Begriffes durch Kumarila zugrundeliegt. Von dieser klassischen Behauptung, daß der gesamte Dharma auf dem veda beruhe oder bereits in ihm enthalten sei", stellt HEESTERMAN zu Recht fest, sie sei ein frommes Axiom, das sich in Luft auflöst, sobald man versucht, die angcblich enge Verbindung zwischen beiden aufzuzeigen." Daß der ganze dharma, wie er von Manu jeweils für jemanden (d.h. die einzelnen Stände) verkündet wurde, im Veda gelehrt ist", behauptet aber schon der Vers Manusmrti 2.7.102 Soll man also annehmen, daß er erst nach Kumärila entstanden und in die Manusmyti eingedrungen ist, oder soll man nicht eher den Verdacht hegen, daß die besagte Radikalisierung, die Umwandlung der vedamūlatva-These in einen All-Satz, schon vor Kumarila eingesetzt hat? Niemand hat m. W. bestritten, daß es gewisse inhaltliche Verbindungen" zwischen dem Veda und dem Dharmaśāstra gibt, die Lehre von den 4 Ständen und vieles über die einzelnen Lebensformen, wenn auch nicht über das System der Lebensstadien, sind ja auch schlagende Beispiele neben anderen. Deshalb kann man die Aussage, der dhanna bzw. ein Teil des dhanna werde aus dem Veda erkannt, nicht einfach als falsch bezeichnen. Aber man muß sich doch fragen, ob Gautama und seine Kollegen überhaupt an konkrete Einzelverbindungen gedacht haben oder ob sie nicht vielmehr auf ein generelles, aber unscharfes Gegründetsein der Kenntnis vom dharma auf den Veda hinauswollten, d.h. letztlich wohl cine solche Form der Legitimierung erreichen wollten, daß jede Möglichkeit ernsthafter Infragestellung, z. B. durch weltliche Machthaber, ausgeschlossen schien. Gautamas Aussage ist ja auch nicht unbedingt so zu verstehen, daß der dharma im Veda in Form von klar formulierten Rechtssätzen' vorgefunden würde; im Gegenteil, dies ist die eindeutig weniger wahrscheinliche Annahme. Es ist, wie man sieht, gar nicht so einfach, die alte, noch nicht radikalisierte vedamūlarva-Behauplung als reine Fiktion zu entlarven, diesen zweifellos berechtigten Verdacht auch zu erhärten. Vedisierung zeigt sich aber nachweislich in dem bereits mehrfach zitierten Sütra GautDhS (1.)1.2 radvidām ca smytisile: Tradition und Praxis der Vedakenner werden hier zusammen als zweite Quelle der Kenntnis des dharma genannt. Und daß der Ausdruck vedavid cher nur eine Gruppe innerhalb der Brahmanenschaft bezeichnet als eine Gruppe Brahmanen + x, bedarf keiner expliziten Begründung. Neben der Vedisierung also auch Brahma 10. c. (s. Anm. 19). p. 328. Ritual, Offenbarung und Achsenzeit", in: Kulturen der Achsenzeit, Teil 2, ed. W. SCHLUCHTER. Frankfurt a. M., S. 235. Vgl. auch . Veda and Dharma", in: The Concept of Duty in South Asin, ed. by W. DONIGER O' FLAHERTY (and) J. D. M. DERRETT, New Delhi (etc.) 1978, p. 81. Von diesem Aufsatz hätte man auszugehen, wollte man den Versuch einer Geschichte der Entwicklung der vedamülatve-Vorstellung unternehmen und ihrer kriti schen Würdigung. Meine eigenen hier vorgetragenen Gedanken bezichen sich auf eine frühere Zeit, sozusagen die Vorgeschichte dieser Idee, daher meine nur beiläufige Erwähnung von HEESTERMAN. Analoges gilt für einen weil ren im vorliegenden Zusammenhang relevanten Aufsatz HEESTERMANS, namlich ,,Power and Authority in Indian Tradition", in: R. J. MOORE (ed.). Tradition and Politics in South Asia, New Delhi 1979, pp. 60-85; cine erweiterte Fassung ist in: The Inner Conflict of Tradition... Pp. 141-157 erschienen Indesign Tradisablen Anges 12 S. dazu A. WEZLER, ..Manu's Omniscience: On the Interpretation of Manu 11, 7", in: Indology and Law Studies in Honour of Professor Duncan M. Derrett, ed. by G. D. SONTHEIMER and P. K. AITHAL, Heidelberg 1982, 79-105, bzw. J. C. HEESTERMAN, .Veda and Dharma" (S. Anm. 101, p. 851) 1) Vgl. z. B. auch HEESTERMAN, I. c. (Anm. 101) p. 85ff. 104 Siche dazu jetzt O. OLIVELLE, The Aśrama System. The History and Hermeneutics of a Religious Institution, New York - Oxford 1993.
SR No.269455
Book TitleUber Den Sakramentalen Charakter Des Dharma Nachinnend
Original Sutra AuthorN/A
AuthorAlbrecht Wezler
PublisherAlbrecht Wezler
Publication Year
Total Pages26
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size4 MB
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