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________________ Wilhelm Halbfass retische Fragestellung im Vordergrund; d. h. es wird vor allem gefragt, wie die varna im Rahmen der Lehre von den Erkenntnismitteln (pramāna) · jeweils sicher als solche zu erkennen und voneinander zu unterscheiden seien und wie die Ansicht, daß die Kasten durch wirkliche Universalien bestimmt seien, erkenntnistheoretisch zu rechtfertigen sei. Da es der Anspruch des klassischen Vaisesika und Nyaya ist, daß wirkliche samanya in der Wahrnehmung, als Daten ,,bloßer Anschauung" (alocanamätra, später nirvikalpaka pratyaksa) aufweisbar seien, gilt es, die Wahrnehmungsfrage auch hinsichtlich der Kastenuniversalien zu stellen; insbesondere wird, in Erwiderung auf buddhistische und andere Einwände, gefragt, wie hier das Verhältnis des direkten Wahrnehmens zu dem durch ,,Unterweisung"(upadeda) und genealogische Tradition erworbenen indirekten Wissen verhalte. Jayantabhatta konstatiert in seiner Nyāyamañjarī (9. Jahrh.), daß man zwar zunächst einmal der,,Unterweisung" und des genealogischen Wissens bedürfe, um festzustellen, was ein Brahmane usw. sei zumindest muß man ja über die entsprechenden Wortbedeutungen unterrichtet werden, daß man sich sodann jedoch lediglich seines Sehvermögens zu bedienen habe, um einen Brahmanen usw. als solchen zu identifizieren ). Daß hier ein vorhergehendes Lernen notwendig ist, kann so wird betont die Geltung des Wahrnehmungsbefundes als solchen nicht gefährden. Muß man nicht auch zunächst über die Bedeutung des Wortes ,,Kuh" unterrichtet werden, ehe man eine Kuh als solche identifizieren kann? Sprachliche Unterweisung ist nach dieser Auffassung lediglich als äußere Vorbereitung auf einen Wahrnehmungsakt zu verstehen, die die Gültigkeit des daraus zu entnehmenden Befundes überhaupt nicht beeinträchtigen kann: Dasjenige, was wahrgenommen wird, nachdem man auf den Gipfel eines Berges gestiegen ist, verliert (dadurch, daß es einer solchen Art der Vorbereitung bedarf) doch nicht seinen Status als Wahrnehmungsinhalt 57). Eine von anderer Seite vorgebrachte Ansicht, daß ein Brahmane auch ohne genealogische Unterrichtung lediglich aufgrund seiner vornehmen Erscheinungsform identifizierbar sei, wird von Jayanta erwähnt, jedoch offenkundig nicht gebilligt). Daß im Falle des Brahmanen, anders als beim Sehen der Kuh, nicht nur ein einmaliges Lernen, sondern eine von Fall zu Fall anzustellende genealogische Erkundigung notwendig ist, gilt hierbei nicht als ernstzunehmende Schwierigkeit, und der Vaiseṣika-Kommentator Sridhara (10. Jahrh.) ist in 292 - - 56) Vgl. Nyayamañjarī, ed. by Dhuṇḍirāj Śāstrī, Benares 1934-1936 (Kashi Sanskrit Ser. 106) I, S. 204. 57) Vgl. a. a. O.: na hi yad girisṛngam āruhya grhyate, tad apratyakşam. — In derselben Formulierung findet sich dieser Satz schon in Kumārilas Tantravärttika (s. u., Anm. 85), und es ist deutlich, daß Jayantas Diskussion derjenigen bei Kumarila verpflichtet ist; vgl. TV, S. 6. 5) Vgl. a.a. O.: upadefanirapeksam api cakuḥ katriyadivilakṣaṇām saumyakrtim brāhmaṇajātim avagacchati-ity eke. [20]
SR No.269272
Book TitleZur Theorie Der Kastenordnung In Der Indischen Philosophie
Original Sutra AuthorN/A
AuthorWilhelm Halbfass
PublisherWilhelm Halbfass
Publication Year
Total Pages40
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size5 MB
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