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________________ Die Gottesidee im Yoga des Patanjali 205 gane) reich an Sattvam und Rajas sind, besitzt den Körper eines Mächtigen' (mahatmyaçarîrah 22.” Der „große Seher" das Samkhya stimmt also nicht nur darin mit dem Gott des Patañjala-Yoga überein, daß er „Urwissender" ist und ein „materielles Pendant" besitzt, um den ,wandernden" Seelen das befreiende Wissen zu vermitteln, sondern selbst in der kosmologischen Struktur dieses „materiellen Pendant", sofern dieses in beiden Fällen aus Sattvam besteht. Auf Grund dieser nur durch historische Abhängigkeit zu erklärenden Übereinstimmung muß geschlossen werden, daß der Patañjala-Yoga in dem „großen Seher" und dem ,,Urwissenden" des Samkhya 23 den Typus gefunden hatte, nach welchem die Gottesvorstellung im System seiner Begriffe ausgelegt werden konnte. Denn es ist undenkbar, daß der Yoga zuerst die Idee Gottes in dieser Art konzipiert hätte und das Samkhya in Anlehnung daran seine Vorstellung vom ,,Urwissenden". Bemerkenswert ist ferner in diesem Zusammenhang, daß das Urbild der Gottesidee den samkhyistischen Rahmen dieses Typus, wonach nämlich der sattvahafte Körper nur gelegentlich zur Vermittlung des befreienden Wissens angenommen wird, sprengt, indem aus diesem fakultativen „materiellen Pendant" ein faktisch ewiges Attribut Gottes wird24. Zeigte sich nun im Bisherigen das Spannungsfeld, in welchem die Gotteslehre des Patañjala-Yoga ausgelegt wurde, mehr unter dem Gesichtspunkt der formenden Kraft der ursprünglichen Gottesidee, so mag abschließend an einem Teilaspekt dieser Lehre gezeigt werden, wie das geistige Milieu des samkhyistischen Yoga, in welchem das Begriffssystem entstanden war, durch das die Gottesidee ausgedrückt werden mußte, die Verwirklichung dieser Gotteslehre in ihrem Typus geprägt hat. Der größere Zusammenhang, in dem die YS die Gotteslehre behandelt hatten, war die Erlangung der Versenkung (samadhih). Mit den Worten, ,,oder auf Grund der ,hingebenden Betrachtung' (pranidhanam) Gottes des Herrn (ergibt sich die Versenkung)", war die Betrachtung Gottes als ein weiteres Mittel, die Versenkung zu erlangen, eingeführt worden25. Daran anschließend war dann in drei kurzen Sätzen die Gotteslehre dargestellt worden, welche mit dem Satz, „das ihn (nämlich Gott) Ausdrückende ist der Om-Laut"26, mit der Praxis, den Om Laut zu rezitieren, in Verbindung gebracht wurde. Der Zweck davon war offen. bar darzustellen, inwiefern das ,, hingebende Betrachten Gottes des Herrn" Mittel zur Erlangung der Versenkung sein kann. Daraus wird deutlich, daß die „hingebende Betrachtung" Gottes in sich keinen besonderen Wert besitzt, wie man geneigt wäre, aus der gelegentlichen Bemerkung des Kommentators, daß diese eine besondere Art der ,,Verehrung" (bhaktih) sei28, zu erschließen. Die,,,hinge 22 Yuktidîpikâ crit. ed. by P. Chakravarti (Calcutta Sanskrit Séries 23), Cal. cutta 1938, 88. 23 Es scheint mir nicht unmöglich, daß das Samkhya-Mythologem von Kapila dem „Urwissenden", der aus Mitleid einen Körper annimmt, um die SamkhyaLehre zu verkünden, seinerseits nach dem Buddha-Bild des Mahayana-Buddhismus geschaffen ist. 24 Die faktische Ewigkeit dieses „Pendant" geht eindeutig aus der bereits zitierten Stelle hervor: „Diese beiden (Wissen und Erhabenheit), welche, vom Sattvam Gottes des Herrn abhängen, sind anfanglos (miteinander) verbunden. Darum ist es, daß er immer der Herr ist, daß er immer befreit ist." - Außerdem ist es nur unter Annahme der Ewigkeit des göttlichen Sattvam möglich, Gott seinsmäßig mit den anderen Geistseelen auf gleiche Stufe zu stellen und ihm durch anfangloses Wissen etc. doch von diesen zu unterscheiden. 25 YS I 23. 26 YS I 27. 27 YS I 28-29. 28 Y Bh 53.
SR No.269270
Book TitleGott Urbild Der Emanzipierten Existenz Im Yoga Des Patanjali
Original Sutra AuthorN/A
AuthorGerhard Oberhammer
PublisherGerhard Oberhammer
Publication Year
Total Pages11
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size2 MB
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