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________________ 206 G. Oberhammer bende Betrachtung" Gottes hat für den samkhysistischen Yoga nur den Wert, daß sie zur Versenkung führt, ohne die es im Yoga keine Emanzipation, keine Befreiung gibt. Dies bestätigt sich durch die Tatsache, daß die Existenz Gottes für die emanzipierte, befreite Seele keine Bedeutung mehr besitzt. Denn der Zustand der Emanzipation (kaivalyam) ist als ein sich selbst genügendes in sich Ruhen des Geistes vorgestellt und man sieht nicht, wie in diesem Zustand eine Relation zwischen befreiter Seele und Gott noch möglich sein und welche Bedeutung ihr zukommen sollte. Wieso führt aber das „hingebende Betrachten" Gottes (içvarapranidhanam) zur Versenkung und dadurch zum Wissen vom Emanzipiertsein des Geistes ? Zwei kurze Abschnitte aus Vyasa's Kommentar vermögen diese Frage zu beantworten: „Durch ,hingebende Betrachtung ... günstig gestimmt, unterstützt Gott der Herr ihn (den Yogin) durch seine bloße Betrachtung. (Denn) auch auf Grund seiner Betrachtung ist die Erlangung der Versenkung (samadhilabhah) und die Frucht der Versenkung (samadhiphalam) dem Yogin näher."29 Soweit die deutende Paraphrase des Kommentars zu YS I 23. Bedeutsam ist hier die ausdrückliche Lehre, daß durch die „hingebende Betrachtung" Gottes dem Yogin sowohl die Versenkung wie die Frucht der Versenkung ermöglicht wird. Man wäre versucht, dies zunächst so zu deuten, als ob Gott dem Yogin durch eine. besondere Gnade (anugrahah) in seiner Bemühung um die freimachende Erkenntnis zu Hilfe kämeso. Tatsächlich deutet Vyasa's Kommentar zu den Sutren über die Rezitation des Om-Lautes den Sachverhalt in völlig anderer Weise: „Murmeln des Om-Lautes und Vergegenwärtigen (bhavanam) Gottes des Herrn, der durch den Om-Laut genannt wird. Dadurch entsteht für den Yogin, der den Om-Laut murmelt und sich den Gegenstand des Om-Lautes vergegenwärtigt, Punktförmigkeit des Denkens (cittam ekágram) ... Die Hindernisse, wie Krankheit etc., entstehen auf Grund der hingebenden Betrachtung! Gottes des Herrn nicht. Außerdem ergibt sich Schau des Eigenwesens (svaru padarçanam): In der gleichen Weise, wie Gott der Herr eine Geistseele (purusah) ist, die rein, ruhend, emanzipiert und frei von Leid (anupasargah) ist, erkennt auch das apperzipierende Subjekt des Erkenntnisorgans (buddhiḥ) jene Geistseele (purusah), die es selbst ist."88 In diesen wenigen Sätzen liegt der Schlüssel für das Verständnis der Gotteslehre des Patañjala-Yoga und enthüllt sich gleichzeitig die tiefgreifende Veränderung, welche die ursprüngliche Gottesidee durch die Geistigkeit des samkhyistischen Yoga erfahren hat. Wenn auch die ,, hingebende Betrachtung", wie der Kommentator meint, tatsächlich existenzieller Akt der Gottesverehrung (bhaktih) ist, so ist sie doch in ihrer Struktur und ihrer „eschatologischen" Bedeutung eigentlich nur Mittel, den Bewußtseingstrom des Yogin auf einen Punkt, nämlich Gott, zu lenken und ihn gleichförmig zu machen34. Gott, auf diese Weise zum 20 YBh 53. 30 Vgl. Anm. 21. 31 Frei von den 5 Befleckungen, nämlich „Nichtwissen (avidya), Ich-heit (asmita), Begehren (râgah), Abneigung (dvesah) und Erhaltungswille (abhinive sah). YS II 3-9.. 38 Frei von der Beziehung zur Urmaterie. 38 YBh 80. 44 Zur Verdeutlichung des Begriffes der Punktförmigkeit (ekágratá) des Denkorgans vgl. folgende drei Abschnitte: :,,Jene Versenkung, die, wenn das Denkorgan punktförmig ist; den wahren Gegenstand (bhűtárthah) erleuchtet, die Befleckungen zerstört, die Bindungen der Werke löst und die Unterdrückung (aller psychischen Vorgänge) einleitet, wird die „mit Erkenntnis versehene" (sam prajnatah) genannt." YBh 8 - „Das Alles-zum-Gegenstand-Haben' ist eine Eigenschaft des Denkens, auch die
SR No.269270
Book TitleGott Urbild Der Emanzipierten Existenz Im Yoga Des Patanjali
Original Sutra AuthorN/A
AuthorGerhard Oberhammer
PublisherGerhard Oberhammer
Publication Year
Total Pages11
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size2 MB
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