________________
Miszellen zur erkenntnistheoretisch-logischen Schule des Buddhismus
findet sich weder bei Sakyamati noch bei Dharmottara ein Widerhall der jeweiligen alternativen Erklärungen. Sie könnten aber von beiden stillschweigend übergangen worden sein, denn wenigstens bei Dharmottara ist klar, daß er die gegensätzliche Erklärung Sakyamatis nicht erwähnt. Schwerer wiegt das Argument, daß die Annahme nur möglich wäre, wenn schon unmittelbar nach Dharmakirtis Schaffen eine rege Kommentatorentätigkeit eingesetzt hätte und vor allem das erste Kapitel des Pramänavärttikam mit Dharmakirtis Eigenkommentar intensiv behandelt worden wäre. Nicht zu reden davon, daß auch die Reaktion der gegnerischen Schulen 24 bereits in vollem Umfang eingesetzt haben müßte. Alles, was wir bisher über die Rezeption von Dharmakirtis Werk wissen, spricht nicht nur gegen eine solche Möglichkeit, sondern dafür, daß sich die Leistung Dharmakirtis in der eigenen Tradition wie in den gegnerischen Schulen erst allmählich durchgesetzt hat. Der einzige Fall einer unmittelbaren Reaktion auf Dharmakirtis Neuerungen auf dem Gebiete der Logik ist mit Kumārilas Spátwerk bekannts, Und diesen Fall betrachte ich als bestätigende Aus. nahme. Und wenn Karnakagomin, der dann spätestens gleichzeitig mit Dharmakirtis Enkelschüler Sakyamati anzusetzen wäre, schon Erklärungsliteratur voraussetzt, müßte diese noch zu Lebzeiten Dharmakirtis oder wenigstens seines unmittelbaren Schülers Devendra buddhi entstanden sein. Bei der sonst guten Überlieferung der Schule wäre es aber kaum denkbar, daß durch solche Nähe zu Dharmakirti besonders autoritative Erklärungszeugen spurlos aus ihrem Gedächtnis geschwun. den wären..
147
Es bleibt daher abschließend nur festzustellen, daß das Verhältnis von Karnakagomin und Sakyamati gerade umgekehrt wie von GNOLI vermutet ist: Karnakagomin hat Sakyamatis PVT als Hauptquelle für seine Worterklärungen verwendet.
Darüber hinaus hat sich gezeigt, daß er auch Dharmottaras Kommentar zum Pramanaviniscayah benützt. Daß Karnakagomin einen. Kommentar zum Pramanaviniscayaḥ bei Erklärung der PVSV auswertet, scheint zunächst seltsam, ist aber in Anbetracht der vielen Parallelstellen in den Grundtexten durchaus natürlich, wenn wir dem Kommentator zubilligen wollen, daß er alle Werke Dharmakirtis gekannt hat 26.
24 Mandana, Umbeka und Sankarasvamin werden von Karnakagomin namentlich erwähnt.
25 FRAUWALLNER, E.: Kumārila's Bṛhaṭṭikā. WZKS 6, 1962, 87-90. 26 PVSVT 50, 5 wird auf den PVin verwiesen. Daß man die ganze zur Verfügung stehende Literatur zur Erklärung einer Stelle gekannt und auch gelegentlich angezogen hat, halte ich bei den genaueren Kommentatoren