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ERNST STEINKELLNER
Damit ist mit Dharmottaras PVinT ein terminus post quem gewonnen. Die Reihenfolge der Werke Dharmottaras ist noch nicht geklärt. Im Katalog von IDan dkar ma erscheinen nur seine Nyāyabinduṭīkā und vielleicht die Paralokasiddhiḥ 27. FRAUWALLNER hat daher angenommen, daß den Tibetern zur Zeit der Abfassung des Kataloges (nach ihm 800) nur diese beiden Werke in Übersetzung vorlagen 28, Das würde aber noch nicht sagen, daß diese beiden Werke auch wirklich seine Frühwerke gewesen sind 29. Meiner Meinung setzt Dharmottaras Kommentar zum Nyäyabinduḥ, seinerseits eine Epitome des Pramanaviniscayab, die Arbeit an der Erklärung des Pramanaviniscayah voraus und die PVinT wäre somit ebenfalls ein Frühwerk Dharmottaras 30 und ca. 770-780 entstanden. Da Karnakagomin auch von Sankarasvamin ein Fragment überliefert, das zu dessen verlorenem *Kṣanabhangasiddhidūṣaṇam gehört (PVSVT 79, 27-80, 2)31, und ich diesen Essay für erst nach ca. 765 verfaßt halte 32, kann Karnakagomin seinen Kommentar erst gegen Ende des 8. Jhs. verfaßt haben.
Einen terminus ante quem habe ich bisher nicht feststellen können. So spät, wie R. SANKṚTYAYANA ihn ansetzt, möchte ich nicht gehen,
für gewöhnliche Praxis. Der erste, dem eine solche Praxis möglich war, ist nach meiner Auffassung Karnakagomin gewesen, denn vor Dharmottara scheint noch niemand den PVin kommentiert zu haben. Als Beleg für diese Praxis aus späterer Zeit sei Bu ston erwähnt, der in seinem Kommentar zum PVin immer wieder auf Sakyamatis Kommentar zu den Parallelstellen in der PVSV verweist. Z. B. Bu 114a5 auf PVT 54a4f., Bu 116a1 auf PVT 55b3-56b7, Bu 119a2f. auf PVT 60b2-4. Bu ston führt hierin sicher ältere indische Gelehrtentradition fort; Belege für die Zeit nach Karnakagomin fehlen mir allerdings noch.
27 Vgl. FRAUWALLNER, E.: Zu den buddhistischen Texten in der Zeit Khri-sron-lde-btsan's. WZKS 1, 1957, 100f.
28 Ibid. 103.
29 Es sagt nur, daß sie als erste übersetzt worden sind. PVin und PVinT sind erst im 11. Jh. übersetzt worden.
30 T. IWATA hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß schon Kamalaśīla vielleicht Material der PVinT für seine Erklärung des sahopalambhaniyama verwendet: TSP 693, 19-21 ~ PVinT 185b5-7; TSP 693, 23— 24 PVinT 185b7. Das wäre gut möglich, falls die Parallelen nicht auch anders erklärt werden können, denn Kamalaśīla hat seine TSP sicher schon vor seiner Abreise nach Tibet (ca. 790 nach FRAUWALLNER: Landmarks ..., 143f.) vollendet. Allerdings müßte man annehmen, daß er noch länger an der TSP gearbeitet hat als ich in: On the Date and Works..., 217 gemeint habe, wenn Dharmottara ca. 750-810 (FRAUWALLNER: Landmarks . . ., 147) angesetzt wird.
31 Vgl. STEINKELLNER: On the Date and Works . . ., Anm. 11. 32 Ibid. 217.
33 Auf Grund seines überholten Datums für Mandana (,,822 A. D.")
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