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ERNST STEINKELLNER
Gruppe von Autoren zwischen Dharmakirti (ca. 600-660) und Santarakṣita (ca. 725-788) gereiht?.
Darauf, daß ein derart früher Ansatz für Karņakagomin schon auf Grund der Zitierung Umbekas und des Naiyāyika Sankarasvāmin nicht möglich scheint, habe ich schon mehrfach hingewiesen. Andernorts 9 werde ich das Verhältnis der beiden Kommentare des Sākyamati und des Karņakagomin in größerem Zusammenhang darlegen. Hier möchte ich mich auf die Untersuchung eines Stückes der sīkā Karņakagomins beschränken, aus der eindeutig hervorgeht, daß Karņakagomin nicht nur Sākyamati, sondern auch Dharmottara verwendet hat.
PVSV 103, 2-14 führt Dharmakīrti aus, daß übersinnliche (atindriya) Sachen (artha) oder bestimmte Beschaffenheiten (svabhāvavišeşa) als Objekt einer ihr Nichtvorhandensein beweisenden Nichtbeobachtung abzulehnen sind, weil es nichts gibt, was diese erkennen lassen könnte10. Dieses Textstück hat Dharmakirti mit geringfügigen Änderungen11 auch in das zweite Kapitel seines Pramāņaviniscayaḥ übernommen 12, eine Tatsache, die uns bei der Analyse der Quellen von Karņakagomins Kommentar zum Text der PVSV von überraschender Hilfe sein wird. Karņakagomins Erklärung ist eindeutig zusammengesetzter Art. In dem ganzen Text von PVSVT 374, 25-376, 29 gibt es nur wenige Worte - überleitender oder glossierender Natur -, die nicht in anderen Texten nachweisbar wären. Und daß Karņakagomin die verschiedenen Textstücke aus diesen anderen Werken übernommen hat und nicht etwa umgekehrt seinerseits als Quelle dieser Werke in Frage kommt, ist dadurch erwiesen, daß er beide betreffenden Texte je einmal als alternative Erklärungen bietend ausdrücklich zitiert13. Bei aller kumulativen Evidenz, die für die Abhängigkeitsverhältnisse im übrigen anzuführen wäre und die ich in größerem Rahmen vorlegen zu können
7 Allerdings hat er es unterlassen, diese Zuordnung durch eine besondere Zeitangabe zu betonen.
8 Vgl. HB II, 87; STEINKELLNER, E.: On the Date and Works of the Naiyāyika Sankarasvămin. WZKS 21, 1977, 217f.
9 Wahrscheinlich in der Gedenkschrift für Ludwig Alsdorf. 10 jñā pakājñānam vyākhyātum aha (PVSVT 374, 25).
11 lingasya (PVSV 103, 3) fehlt in PVin; apavadetāpi (PVSV 103, 7) und der folgende kleine Satz na tăvatā tadabhāva eva fehlen in PVin; den mit inapakäsiddhih (PVSV 103, 13) schließenden Satz, konstruiert PVin konzessiv mit dem folgenden (... yin yan) und ergänzt das Subjekt dieses Satzes (tadabhāvah, PVSV 103, 13) durch nes pa (*niyama-).
12 PVin II 17, 8-27; übersetzt in STEINKELLNER, E.: Dharmakirti's Pramāņaviniscayah. Zweites Kapitel: Svārthānumānam. Teil II. Ubersetzung und Anmerkungen. Wien 1979.
13 anye tu ... vyācaksate. PVSVT 376, 6-8 und 17.