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MISZELLEN ZUR ERKENNTNISTHEORETISCH-LOGISCHEN
SCHULE DES BUDDHISMUS
Von Ernst Steinkellner, Wien
I. Zur Datierung Karņakagomins
Neben Sākyamatis Pramāņavārttikațīkā (PVT), die das erste Kapitel des Pramāņavārttikam zusammen mit dem von Dharmakirti selbst stammenden Kommentar (PVSV) erklärt, ist aus der älteren Zeit der Schule nur mit Karņakagomins Pramāņavārttikasvavșttiţikā (PVSVT) ein Kommentar zu diesem vermutlich ersten und inhaltlich für die Geschichte der Tradition entscheidenden Werk Dharmakirtis erhalten? Daß das Verhältnis dieser beiden Kommentare außerordentlich eng ist, hat GNOLI festgestellt. Die sich auf Grund der weitgehenden Identität jener Textteile, die die reinen Worterklärungen enthalten, ergebende Frage, welcher der beiden Kommentatoren den anderen voraussetzt, hat GNOLI, ohne sachliche Argumente anzuführen4, zugunsten des inhaltsärmeren Kommentars des Sākyamati entschieden. Danach hätte also Sākyamati eigentlich für seinen Kommentar des ersten Kapitels mit der PVSy nur diejenigen Teile von Karņakagomins Kommentar ausgezogen, die die Worterklärungen bieten, und erst zu den folgenden Kapiteln des Pramāņavārttikam einen selbständigen Kommentar verfaßt. Außerdem wäre Karņakagomins Lebenszeit spätestens gleich mit der des Sākyamati (ca. 660—720)5 anzusetzen. FRAUWALLNER6 hat, GNOLIS Ausführungen berücksichtigend, Karņakagomin ebenfalls in die
1 FRAUWALLNER, E.: Die Reihenfolge und Entstehung der Werke Dharmakirti's. In: Asiatica. Festschrift Friedrich Weller zum 65. Geburtstag. Leipzig 1954, 144 ff.
2 Ein unvollständiger Kommentar zu diesem ersten Kapitel (vv. 1128) stammt von Sankarānanda (9. oder 10. Jh.) nach GNOLI: Introduction XXIII. In: PVSV.
3 XXf. 4 Vgl. GNOLI loc. cit. XXI.
5 FRAUWALLNER, E.: Landmarks in the History of Indian Logic: WzKS 5, 1961, 145. GNOLI: loc. cit. XXIf.: ,,not much earlier, i. e., in the middle of the 7th century".
6 loc. cit. 145f.