SearchBrowseAboutContactDonate
Page Preview
Page 4
Loading...
Download File
Download File
Page Text
________________ Für den älteren Buddhismus kann angesichts dieser grundsätzlich negativen Bewertung allen weltlichen Daseins das vollkommene und endgültige Heil nur in einem totalen Übersteigen jedweden weltlichen Daseins bestehen, in seinem vollständigen Erlöschen (Nirvāṇa). Zum leidhaften Dasein gehört aber auch die Natur, da auch sie durch Vergänglichkeit und Veränderlichkeit gekennzeichnet ist. Auch sie ist somit letztlich negativ zu bewerten, vom ständigen Daseinskampf und seinen Leiden einmal ganz abgesehen. Im Nirvana des älteren Buddhismus, als einem Zustand radikalen Transzendiertseins allen vergänglichen und leidvollen Daseins, ist daher kein Raum für die Natur, weder für die Vielfalt der Einzelerscheinungen noch für die Natur als eine diese immer neu schaffende Kraft (eine Vorstellung, die, soweit ich sehe, zumindest dem älteren Buddhismus ohnehin fremd ist), und es wird auch nicht versucht, die Natur in paradiesisch verklärter Gestalt in den Erlösungszustand einzubringen. So heißt es in einem alten Vers: „Es gibt, ihr Mönche, eine Stätte, wo weder Erde ist noch Wasser noch Feuer noch Wind, weder diese Welt noch jene, weder Sonne noch Mond."" Daß im endgültigen Erlösungszustand für die Natur als ganze kein Raum ist, bedeutet aber nicht, daß die natürlichen Einzelwesen gänzlich von der Erlösung ausgeschlossen wären. Im Gegenteil: Soweit sie beseelte Lebewesen sind, d. h. leiden und somit der Erlösung bedürfen, sind sie grundsätzlich auch erlösungsfähig 10. Dies trifft im älteren Buddhismus allerdings, wie gesagt, nur für die Tiere zu. Diese können jedoch im allgemeinen die Erlösung nicht erlangen, solange sie Tiere sind, sondern, wegen der dafür erforderlichen intellektuellen Fähigkeiten, nur im Rahmen einer Wiedergeburt in höherer, speziell menschlicher Existenz11. Mit dem Eingehen ins restlose Nirvāņa aber findet jegliche Existenzform als Lebewesen, sei es Tier oder Mensch oder Himmelswesen, ein Ende12. Mit anderen Worten: Daß natürliche Einzelwesen (Tiere) die Erlösung erlangen können, bedeutet keinesfalls, daß im endgültigen Erlösungszustand Raum für natürliche Einzelwesen als solche wäre, daß ihnen als solchen irgendein „eschatologischer" Wert zukäme. Die zu Anfang skizzierte Daseinsanalyse des älteren Buddhismus hat in den meisten Texten des Großen Fahrzeugs einer radikaleren Auffassung Platz gemacht: Das Dasein - bzw. die Welt, in der es stattfindet – ist nicht nur vergänglich und substanzlos, sondern nichtig, illusorisch wie ein Zaubertrug oder Traum13. Das Dasein hat somit niemals wirklich stattgefun 103
SR No.269636
Book TitleBuddhismus Und Natur
Original Sutra AuthorN/A
AuthorL Schmithausen
PublisherL Schmithausen
Publication Year
Total Pages34
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size4 MB
Copyright © Jain Education International. All rights reserved. | Privacy Policy