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________________ A WEZLER Über den sakramentalen Charakter des Dharma 79 lich nicht alle, sondern nur - bestimmte sprachliche Mitteilungen, die man hört, bezeichnen, solche nämlich, die auf ganz besondere Weise - vom Vater oder einem Lehrer in Gestalt heiliger Formulierungen - empfangen werden, auf daß man sie nachsprechend, wiederholend, also lernend sich fest einpräge, um sie schließlich wortgetreu wieder- und weiterzugeben. Und smrti andererseits könnte sich gleichfalls nur auf bestimmte eigene Erinnerungen beziehen, alles, was mit der Familie, dem Clan, dem Stamme und dem Siedlungsgebiet zu tun hat, d.h. eben Sitten und Gebräuche der verschiedensten Art, einschließlich rechtlicher, und Geschehnisse der Vergangenheit. Der inhaltliche Unterschied zwischen den schließlich Sruti und Smrti genannten Textkategorien würde von daher verständlich, ebenso aber die unterschiedliche Wertigkeit der beiden, der unterschiedliche Grad ihrer Verbindlichkeit: Was man von Autoritätspersonen hört, bzw. lemt, ist - in typisch indischer Weise, möchte man übertreibend bzw. Wirkung und Ursache verwechselnd hinzufügen - von unbedingterer Geltung als das, was man (selbst) erinnert, was 'nur' Erinnerung ist. Aber auch solche - ursprünglich vielleicht individuelle, dann aber vor allem kollektive - Erinnerung stellt, wie das PW sagt," ,,eine als Autorität geltende Überlicferung" dar, jedoch nicht unbedingt, d.h. von Anfang an, auch..cin solches Werk", ein ,,Gesetzbuch", um weiter aus dem PW zu zitic ren. Was erinnert wird, sind, so vermute ich, zunächst Sachverhalte, die sekundär natürlich auch verbalisiert werden können, aber die dann entstehenden Beschreibungen müssen nicht feste - und wegen ihres Ranges geschützle, also in ihrem genauen Wortlaut exakt zu bewahrende - Formulierungen sein, obwohl die Tendenz zu ihrer Entwicklung und Verfestigung nicht in Abrede gestellt werden kann, gerade im Kontext der (alt-)indischen Kultur, aber bis zu einem Text, zu einem Werk ist es noch ein gutes Stück, möglicherweise sogar ein langer Weg - von dem man sich freilich angesichts der Quellenlage auch nur mit Hilfe der Einbildungskraft cin Bild zu machen versuchen kann. Jedenfalls erscheint es sinnvoll, wenigstens verschiedene Stufen der Entwicklung vom gelebten Brauch bzw. bestehender sozialer Ordnung bis zur entsprechenden dharma-Vorschrift als Teil eines Textes bzw. Werkes anzunehmen. GauthS (1.)1.2, um zu ihm zurückzukehren, bezeugt - nicht nur meiner Meinung nach- den gerade umrissenen älteren smrti-Begriff (..cine als Autorität geltende Überlieferung“). - der, nota bene, das/ein indische(s) Aquivalent von Tradition" bildet. Dieser liegt auch vor an der gemäß dem PW ältesten Belegstelle LátySS 6.1.6.13 (tisrşv ācāryāh smrteh), an der ein weiteres Moment deutlich zu werden scheint, nämlich der supplementáre Charakter von smrti im Verhältnis zu sruti - eine Vorstellung, die in späterer Zeit u. a. auch zu dem Theologem der paribhana-Funktion gewisser smsti-Werke entfaltet werden sollte." Was aber ist die Bedeutung von sila, das Gautama an dritter Stelle - und das heißt offenbar: als Quelle dritten Ranges - nennt? dischen Rșis (vgl. z. B. V. S. APTE, The Practical Sanskrit-English Dictionry. Revised and Enlarged Ed., Kyoto 1978, s. v. veda) oder auf die Methode seiner Weitergabe Bezug genommen wird. Erstere jedoch ist - vor allem, wenn nicht ausschließlich - mit der Vorstellung einer Gesichtswahrnehmung (übertragen?) verbunden (vgl. auch Påg 4.2.7: drstam sama, sowie J. C. HEESTERMAN, ..Veda and Dharma" (cf. Anm. 101), p. 82 (the catchword is Vision...") Medbätthis Explikation (zu Manu 2.10: yatra fruyale dharmoufasanah Sabdab sa śrutih / yatra smaryate så smrtih / tac ca samácåre 'py astity arah so 'pi saytir eva ...) ist natürlich nicht für die Entstehung der Termini, sondern nur für ihre Rezeptionsgeschichte wichtig. Siehe auch A. LUDWIG, Der Rgveda, Bd. III, Prag 1878, S. 21-24. Der Kommentator Agnisvāmin dazu: tipsvrkþv acarya ganam manyante prayoge/kasmát/smieh, eva hy åcårynib gitam/smytir übagiti, smrtitas tu param pramanar / yady evam ācārya manyante atha pūrvavidhanam kasya /ucynte / sthavirasya gautamasyoda matam ... /(..Oberlieferung" hat mehr Gewicht als individuelle Meinung!). * Vgl. śruta n. ,,das Gehörte, Gelernte, Ueberlieferte; Gelehrsamkeit Wissen" (PV) " S. v. smrti, 4). Eine genaue Untersuchung der Spielarten und der historischen Entwicklung bzw. Wirkung dieser Vorstellung steht, soviel ich weiß, noch aus. Vgl. auch u. Anm. 105.
SR No.269455
Book TitleUber Den Sakramentalen Charakter Des Dharma Nachinnend
Original Sutra AuthorN/A
AuthorAlbrecht Wezler
PublisherAlbrecht Wezler
Publication Year
Total Pages26
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size4 MB
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