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E. FRAUWALLNER.
Dharmottara als den ersten bedeutenden buddhistischen Philosophen nach Dharmakirti erscheinen läßt, der auf die folgende Zeit größeren Einfluß ausgeübt hat.
Seine Anschauungen über den Apoha hat Dharmottara in einem eigenen Werk niedergelegt, dem Apohaprakaraṇam, von dem daher jede Untersuchung auszugehen hat. Leider ist der Sanskrittext dieses Werkes bisher nicht gefunden. Nur eine tibetische Übersetzung ist erhalten und diese ist, wie in solchen Fällen immer, nur ein sehr mangelhafter Ersatz für das verlorene Original. Ein Kommentar fehlt ebenfalls und auch die Polemik in den Schriften anderer Schulen hilft sehr wenig. Denn Jayantabhaṭṭa, der Dharmottara kennt, gibt bei der Besprechung des Apoha wie gewöhnlich eine zwar gut durchdachte, aber überaus knappe Darstellung der gegnerischen Lehre,1 welche für das Verständnis der Einzelheiten eines Textes so gut wie nichts bietet. Vacaspatimiśras Bekämpfung der Apohalehre schließt sich zwar deutlich, stellenweise sogar wörtlich an Dharmottaras Apohaprakaranam an, genau so, wie er bei der Bekämpfung des Kṣaṇabhangavādaḥ vor allem Dharmottaras Kṣaṇabhangasiddhiḥ im Auge hat; er zeigt aber auch hier seine gewohnte Verständnislosigkeit für die einem bestimmten Denker eigentümlichen Anschauungen und verdreht den ursprünglichen Sinn der Gedanken, so daß sich aus seiner Darstellung weniger gewinnen läßt, als man von vornherein erwarten möchte. Und die übrigen Schriftsteller aus den Zeiten nach Dharmottara bieten, soweit sie zugänglich sind, entweder nichts Nennenswertes oder setzen bereits eine spätere Entwicklungsstufe der Apohalehre voraus. Wir sind also so gut wie ausschließlich auf die tibetische Übersetzung des Textes selber angewiesen.
Dementsprechend enthält die folgende Arbeit, deren Ziel es ist, die Weiterbildung der Apohalehre durch Dharmottara darzustellen, zunächst den tibetischen Text des Apohaprakaranam zusammen mit einer deutschen Übersetzung. Dann folgt eine kurze Besprechung seines Inhalts und eine Darstellung der für Dharmottara kennzeichnenden Anschauungen. Zur Wiedergabe des Textes ist noch zu bemerken,
1 Vgl. Nyayamañjarī, S. 301 ff."
2 Vgl. Nyayakaṇikā, S. 184ff. und Tatparyaṭīkā (Kashi S. S.), S. 483 ff.