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________________ 310 Wilhelm Halbfass daparivrājaka-Upanişad 129) vom Vedāntakenner als einem solchen, der „jenseits von Kasten und Lebensstadien“ (ativarņāśramin) ist, und die MaitreyaUpanişad 130) schaut herab auf die Verblendeten, deren Verhalten an Kasten und Lebensstadien gebunden ist“ (varņāśramācārayutā vimūdhāh). Die Nirālamba-Upanişad erklärt, daß die Kaste weder der Haut, noch dem Blut, noch dem Fleisch, noch den Knochen, noch auch dem ātman selbst zuzuordnen, sondern lediglich ein Gebilde des vyavahāra, der lebenspraktischen Konvention, sei 181). Besonders weit geht in dieser Hinsicht die freilich hinsichtlich ihres Alters und ihrer Authentizität recht obskure Vajrasūci-Upanişad, die im 19. Jahrhundert einiges Aufsehen erregt hat und später von S. Radhakrishnan unter die „hauptsächlichen Upanişads“ aufgenommen wurde 182). Dieser Text, der mit einem gegen das Kastenwesen polemisierenden buddhistischen Text, der angeblich von Aśvaghoşa stammenden Vajrasūci, wichtige Parallelen aufweist, weist eine Reihe von Definitionsversuchen für den Brahmanen, namentlich diejenigen, die sich auf Geburt und gesellschaftliche Funktion beziehen, zurück und erklärt schließlich, daß der wahre Brahmane nur durch Brahmankenntnis zu bestimmen sei. Solche Äußerungen, die die letztliche Irrelevanz der hereditären Kastenunterschiede in der Tat explizit feststellen, müssen freilich stets im Zusammenhang mit der Lehre von der doppelten Wahrheit gesehen werden. Die Irrelevanz der Kastenunterschiede ist Irrelevanz lediglich im Lichte der absoluten Einheit des Absoluten, keineswegs aber im Zusammenhang zwischenmenschlicher Beziehungen, und sie läuft ganz und gar nicht auf Gleichstellung im sozialen und politischen Sinne hinaus. Der Brahmankenner ist „jenseits der Kasten", insofern er zugleich jenseits aller empirischen Unterscheidungen ist, und ebenso irrelevant wie die Kastenunterschiede sind für ihn die Unterschiede zwischen Vater und Sohn, Mensch und Tier usw. Wer im Erkennen des brahman über Kasten und Lebensstadien hinausgegangen ist, ist zugleich ,,erlöst von Raum und Zeit“ (deśakālavimukta) und ,,frei von der Schöpfung" 120) The Minor Upanişads, crit. ed. by F. O. Schrader. Vol. I: Samnyāsa-Upanişads, Madras 1912, s. 193. 180) A. a.O., S. 112. 131) Nirālamba-Upanişad, v. 10 (in: The Sāmānya-Vedānta-Upanishads, ed. by Mahadeva Sastri, Adyar 1921). 132) Vgl. die im Abkürzungsverzeichnis genannten Ausgaben der Vajrasūci von A. We ber und S. K. Mukherjee (enthalten abweichende Versionen des Textes der Vajrasūci. Upanişad). - Weber sieht in der Vajrasūci-Upanişad eine Vorlage für die buddhistische Vajrasüci; umgekehrter Auffassung ist Mukherjee. - Vgl. The Principal Upanişads, ed./transl. by S. Radhakrishnan, London 1953. - Keiner dieser Autoren bzw. Edi. toren erwähnt, daß schon Rammohan Roy einen sehr ähnlichen Text, den er als Werk des Mrtyuñjayācārya bezeichnet, nebst bengalischer Übersetzung veröffentlicht hat (Erstveröffentlichung wahrscheinlich 1821); vgl. Rāmamohana-Granthävali, ed. B. N. Bandyopadhyāya, Calcutta o.J., Abt. IV, S. 43–48. [38]
SR No.269272
Book TitleZur Theorie Der Kastenordnung In Der Indischen Philosophie
Original Sutra AuthorN/A
AuthorWilhelm Halbfass
PublisherWilhelm Halbfass
Publication Year
Total Pages40
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size5 MB
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