SearchBrowseAboutContactDonate
Page Preview
Page 8
Loading...
Download File
Download File
Page Text
________________ VORATTISCHE PHILOSOPHIE des Aetios wird wohl im Sinne des frühen Gebrauchs des Präfixes ueta- als Veränderung der Lebensweise zu verstehen sein.) Da der Mensch im Unterschied von den Tieren lange Zeit pflegebedürftig ist, wurde er nach Meinung des Anaximander im Schoße von Fischen so lange ausgetragen, bis er sich mit gegenseitiger Hilfe selbst erhalten konnte. Daß dieser Fisch der Hai gewesen sei, wie manche moderne Darstellungen sagen, rührt von einem Mißverständnis des bei PLUTARCH (auf Grund der schönen Konjektur von Emperius ist yameol statt des unverständlichen Talaioí zu lesen) gebrauchten Vergleichs, der dieses Austragen des Menschen im Leibe von Fischen mit dem Verhalten des Hais erklärt, der nach antiker Überzeugung sein Ei im Körper weiter nährt, bis das Junge allein lebensfähig ist (vgl. Aristot. Hist. an. Z 10, 365 b 1). Die Lehre des Anaximander über die Entstehung der Tiere wurde gern als Vorläufer der modernen Deszendenztheorie aufgefaßt. 5. Metaphysik. Alle unsere Nachrichten über die metaphysische Lehre des Anaximander gehen auf THEOPHRAST zurück, dessen Bericht wir in drei Versionen (bei Simpl. Phys. p. 24, 13; Ps.Plut. Strom. 2; Hippol. Ref. I 6, 1-2: DK 12 A 9-11) besitzen. Auch die kürzeren Berichte bei DIOGENES LAERTIOS (DK 12 A 1) und bei AETIOS (DK 12 A 14) gehen auf Theophrast zurück. Ob Theophrast das Werk des Anaximander im vollen Wortlaut kannte, wie meist angenommen wird, oder nur Auszüge und ob SIMPLIKIOS den Originalbericht des Theophrast in Händen hatte oder auf einen Auszug im verlorenen Physikkommentar des ALEXANDER VON APHRODISIAS angewiesen war, ob ferner dieser noch den vollen Wortlaut des TheophrastBerichts kannte oder eine gekürzte Fassung, das sind Fragen, die schwer zu entscheiden sind. Und doch hängt es von der Antwort auf diese Fragen ab, wieweit wir die Berichte als zuverlässig betrachten dürfen. Mit Sicherheit wird der Satz als wörtliches Zitat betrachtet: «gemäß der Schuldigkeit; denn sie zahlen einander gerechte Strafe und Buße für ihre Ungerechtigkeit nach der Ordnung der Zeit» (xard to χρεών· διδόναι γάρ αυτά δίκην και τίσιν αλλήλους της αδικίας κατά την του χρόνου táčiv) (Simpl. Phys. p. 24, 13: DK 12 B 1). Ferner wissen wir, daß am Anfang des Weltprozesses das Apeiron stand und diesem die Eigenschaften des «Unsterblichen und Unvergänglichen» (ůjávatov xai åvóhegov Arist. Phys. I 4, 203 b 13 f. oder in THEOPHRASTS Formulierung ảídiov elval xai ayńow Hippol. Ref. I 6, 1: DK 12 A 11) zugelegt wurde. Alles Weitere müssen wir uns aus den zum Teil widersprechenden antiken Angaben ergänzen, weshalb die Meinungen der modernen Interpreten in wesentlichen Punkten auseinandergehen. Die Kontroverse beginnt bereits bei der verhältnismäßig unwichtigen Frage, ob Anaximander als erster den Begriff des Prinzips (àoxń) geprägt hat. Gegen die weitverbreitete bejahende Antwort, die sich auf den Wortlaut einer sicher auf THEOPHRAST zurückgehenden Wendung des SIMPLIKIOS stützt (ro@TOS TOŨTO toŰvoua nouíoas tñs àoxñs Phys. 24, 13: DK 12 A 9) hat BURNET (a. a. O. 54 n. 2, Übers.--) darauf hingewiesen, daß Theophrast bereits Thales den Begriff in den Mund gelegt hatte und daß es dem Tenor des Berichts bei Simplikios besser entspreche, die Wendung so zu verstehen, daß Anaximander «als erster den Begriff des Apeiron für das Materialprinzip prägte». Wichtiger ist die andere Frage, was Anaximander unter dem Apeiron verstand, aus dem alles wird, und das darum in dem Bericht des ARISTOTELES als Materialprinzip
SR No.269265
Book TitleVorattische Philosophie
Original Sutra AuthorN/A
AuthorThales Von
PublisherThales Von
Publication Year
Total Pages12
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size2 MB
Copyright © Jain Education International. All rights reserved. | Privacy Policy