Book Title: Zur Theorie Der Kastenordnung In Der Indischen Philosophie
Author(s): Wilhelm Halbfass
Publisher: Wilhelm Halbfass

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Page 40
________________ 316 Wilhelm Halbfass soul has in it something transcendent and incapable of gradations, and it places all beings on a common level regardless of distinctions of rank and status, and insists that every individual must be afforded the opportunity to manifest the unique in him" 148). Wie der Kontext zeigt, argumentiert Radhakrishnan hier zwar keineswegs dafur, das ,,Nicht-Spirituelle" und ,,Nicht-Transzendente" schlechthin ausser acht zu lassen; aber es ist doch klar, wie sehr das Modell der doppelten Wahrheit fur ihn verbindlich bleibt und wie wenig er zur radikalen Kritik und zum Einnehmen eines wirklich sakularen Standpunktes bereit ist. Ramakrishna, der ganzlich unpolitische Inspirator des Neo-Vedanta, hat die hier liegenden grundsatzlichen Schwierigkeiten bereits in seine anschauliche und gewiss nicht auf soziale und politische Bedeutsamkeit zielende Metaphernsprache gebracht, und er zeigt dabei einen religiosen common sense, den seine Nachfolger zumeist vermissen lassen. In der Parabel vom Elefanten verlasst sich ein junger Vedanta-Schuler so sehr auf die Lehre von der Identitat aller Dinge mit Gott, dass er, trotz der Warnungen des Treibers, einem konsequenterweise mit Gott identifizierten Elefanten nicht aus dem Wege geht; schwer verletzt muss er sich von seinem Meister belehren lassen, dass, wenn denn schon alles Manifestation Gottes sei, er sich denn doch besser an das gleichermassen gottliche Wort des Elefantentreibers hatte halten sollen 149). Wohlbekannt ist die Metapher vom Wasser, die die Einheit dieser durstloschenden Substanz der irrelevanten Mannigfaltigkeit ihrer Namen gegenuberstellt und damit die Einheit des Gottlichen und der Wahrheit gegenuber der Verschiedenheit der Konfessionen und Religionen zu illustrieren sucht 150). Diese Metapher ist so sehr zur Lieblingsmetapher des Neo-Vedanta geworden, dass sie eine andere Wasser-Metapher Ramakrishnas hat ganzlich in den Hintergrund treten lassen: Zwar heisse es in den Schriften, dass Wasser eine Form Gottes (und wir durfen erganzen: eine Manifestation seiner Einheit) sei. Aber es gebe doch Wasser, das geeignet sei fur den Gottesdienst; anderes Wasser sei zum Waschen des Gesichts, und wiederum anderes nur zum Waschen von Tellern oder schmutziger Wasche geeignet 151). 148) A.a. O., S. 83. 149) The Gospel of Sri Ramakrishna, transl. by Swami Nikhilananda, Mylapore/Madras 51969, S. 8-9. 150) A. a.O., S. 204; sowie in etwas anderer Version S. 374-375. 151) A.a. O., S. 9. [44]

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