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________________ 84 L. SCHMITHAUSEN mener,Geistesruhe' ist zweifellos ein Akt der Theorie, offensichtlich motiviert durch die Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Richtungen die abschätzige Bezeichnung der anderen als völlig Verblendete" (momuha) ist signifikant. Aber die Eigenart dieses Zustandes der,Geistesruhe und vor allem die alles andere als stereotype, an Vergleichen reiche, das Gemeinte mit Quasiwiederholungen allmählich einkreisende Ausdrucksweise der Stelle macht es mir schwer, daran zu zweifeln, daß hier eine tatsächliche, lebendige Erfahrung anvisiert wird. Hierfür spricht vielleicht auch die Tatsache, daß bei den eben erwähnten mahāyānistischen Versuchen einer Vereinnahmung der hinayānistischen Auffassung der erlösenden Erfahrung, soweit sie dies durch eine Hintereinanderordnung der beiden Erfahrungsformen zuwege zu bringen versuchen, die Reihenfolge der Erfahrungen die gleiche wie in der ŚrBh und nur die Wertung die umgekehrte ist. Schließlich scheint mir in diesem Zusammenhang noch der Hinweis interessant, daß sich die Schilderung eines der tiefen Geistesruhe der Śr Bh ganz ähnlichen Zustandes auch in einem erst 1950 verfaßten Text des Theravada-Buddhismus findet, nämlich der Visuddhiñāṇakathā des burmesischen Meditationsmeisters Mahasi Sayadaw 133. Die Beschreibung des Erlösungsweges in diesem Text folgt zwar grundsätzlich dem Schema der klassischen Theravada-Werke, doch hat der Autor, dem es in höherem Maße als den klassischen Traktaten um eine praxisbezogene Unterweisung des Übenden geht, zahlreiche, aus der eigenen Meditationserfahrung schöpfende Hinweise eingeflochten. Im Rahmen seiner Darstellung der versenkungsmäßigen Erfahrung des unmittelbar-nach-Entstehen-Vergehens (also der Augenblicklichkeit) spricht nun Mahasi Sayadaw von einem Zustand, in welchem es dem Meditierenden so vorkommt, als sei das Objekt, mit dessen Beobachtung er befaßt war, überhaupt nicht mehr da, als habe es aufgehört zu existieren, und in welchem ihm so ist, als habe sein beobachtender Geist keinen Kontakt mehr zu dem Objekt, in dessen Beobachtung er begriffen war 134. Da dieser Zustand, dessen Beschreibung der der tiefen,Geistesruhe in der Śr Bh frappierend ähnelt, im Meditations- und Erlösungsweg Mahasi Sayadaws keinerlei systematisch unverzichtbare Funktion hat noch sich als ererbtes oder auf äußere Anregung zurückgehendes Element verstehen läßt, muß er Ausdruck einer tatsächlichen Erfahrung sein, die aber bei Mahasi Sayadaw wie in der Sr Bh nicht als Schau der eigentlichen Wirklichkeit, nicht als eine wirkliche Transzendenzerfahrung, nicht als erlösungskonstitutiv gewertet wird. 133 Vgl. hierzu G. MEIER, Heutige Formen von Satipaṭṭhāna-Meditation, Diss. Hamburg 1978, p. 67 ff. 134 Mahasi Sayadaw, The Progress of Insight, 2nd ed. Kandy 1973, p. 58, 15ff.: Tada hissa... arammanam sabbaso avijjamanam viya ca abhavappattam viya ca paññāyati... Sallakkhanacittañ ca sallakkhiyamane arammane asampattam viya hoti. Vgl. auch MEIER, op. cit., p. 100.
SR No.269638
Book TitleVersenkungspraxis Und Erlosende Erfahrung In Der Sravakabhumi
Original Sutra AuthorN/A
AuthorL Schmithausen
PublisherL Schmithausen
Publication Year
Total Pages27
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size4 MB
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