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________________ 82 L. SCHMITHAUSEN Tätigkeit und Vorstellungsbildern) und Betrachtung (in Gestalt definitiver direkter Schau) miteinander verschmolzen 20 Die Lehre, daß die erlösende Erfahrung der vier Edlen Wahrheiten eine direkte Wahrnehmung dieser Wahrheiten (bzw. der durch sie gekennzeichneten Daseinsfaktoren) selbst ist - und zwar insbesondere auch der normalerweise der unmittelbaren Wahrnehmung entzogenen, also etwa der der höheren Weltsphären , stellt, zumindest in dieser Explizitheit, eine Eigentümlichkeit der ŚrBh dar und nimmt (jedenfalls in der in die Yogācārabhūmi inkorporierten Form des Textes) eine zentrale Stelle in deren Theorie der spirituellen Praxis ein. Es ist bemerkenswert, daß die direkte Wahrnehmung des zu erkennenden Gegenstandes selbst, die in der übergreifenden Systematik des 2. und einiger Stücke des 3. Buches der Sr Bh als Resultat der Praxis des wiederholten Reproduzierens und Löschens der Vorstellungsbilder des Ubungsgegenstandes postuliert wird, im Rahmen der ausführlichen Darstellung der einzelnen Übungskomplexe im 3. und 4. Buch der Śr Bh nur in der Beschreibung des überweltlichen Weges', also der Einsicht in die vier Edlen Wahrheiten, vorkommt. Umso merkwürdiger aber ist es, daß gerade in der Darstellung des ,überweltlichen Weges von der vorbereitenden Praxis des immer neuen Produzierens und Löschens von Vorstellungsbildern, des Wechsels von Geistesruhe und Betrachtung , gar keine Rede ist! Dies mag daher rühren, daß sie, historisch gesehen, mit der Einsicht in die vier Edlen Wahrheiten und deren Vorbereitung ursprünglich nichts zu tun hatte (so daß eine von jener Praxis ausgehende Interpretation des zur Kennzeichnung dieser Einsicht verwendeten Terminus nirvikalpa, wie sie oben (S. 81) versucht wurde, der ursprünglichen Intention der Stelle möglicherweise nicht gerecht wird). Aber in der übergreifenden Systematik des 2. Buches der Sr Bh wird die Praxis des wechselnden Produzierens und Löschens von Vorstellungsbildern auch für den überweltlichen Wegʻ postuliert; denn unter den Ubungsgegenständen, für die diese Systematik gelten soll, werden ausdrücklich auch die vier Edlen Wahrheiten genannt 130 Immerhin gibt es ein Element in der Darstellung des überweltlichen Weges' (so wie sie in der in die Yogācārabhūmi inkorporierten Fassung der Śr Bh vorliegt), das bei einer solchen Betrachtungsweise an Plausibilität gewänne: der der erlösenden Schau der vier Edlen Wahrheiten unmittelbar vorhergehende Zustand ohne jegliche geistige Aktivität, in dem es so aussieht, als sei der Geist unterdrückt, objektlos und verschwunden. Dieser Zustand, den der Text selbst als einen Zustand vollkommener Geistesruhe (samatha) bezeichnet, ließe sich dann analog zu der im Zusammenhang mit der Ubung des Widerwärtigen' als Abschluß des wiederholten Visualisierungs- und Löschungsprozesses gelehrten letzten samatha-Phase 129 Dies gilt allerdings auch für die mahāyänistische Form der erlösenden Erfahrung (vgl. Bo Bh 177, 16-18), nur daß dort der Gegenstand statt der vier Edlen Wahrheiten die unausdrückbare einheitliche wahre Wirklichkeit ist. 130 194, 5 (lies sānta(tvam, duḥkhasa)tyam).
SR No.269638
Book TitleVersenkungspraxis Und Erlosende Erfahrung In Der Sravakabhumi
Original Sutra AuthorN/A
AuthorL Schmithausen
PublisherL Schmithausen
Publication Year
Total Pages27
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size4 MB
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