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________________ Versenkungspraxis und erlösende Erfahrung in der Srāvakabhumi 81 Theorie der Geistesruhe in der Śr Bh126, wo, wie wir oben (S. 63f.) sahen, das Wort ja ebenfalls verwendet wird, deutlich. Der Ausdruck nirvikalpa scheint in der Frühphase der Yogācāra-Literatur noch verhältnismäßig disponibel gewesen zu sein, so daß man nicht unbedingt davon ausgehen muß, daß was ja durchaus denkbar wäre — seine Verwendung an der vorliegenden Stelle der Sr Bh auf die mahāyānistische Terminologie zurückgeht oder anspielt. Versucht man, den Ausdruck aus dem unmittelbaren Kontext zu verstehen, so liegt es nahe, ihn als negative Konkretisierung der Gewißheit (niscaya) zu interpretieren: die überweltliche Einsicht in die vier Edlen Wahrheiten hat den Charakter endgültiger Gewißheit, in der jedes Hin- und Herüberlegen, jede noch nicht zu einem definitiven Ergebnis gelangte Reflexions- und Untersuchungstätigkeit überwunden ist. Aber auch die für die Versenkungslehre der Sr Bh, besonders im Kontext der Übung des Widerwärtigen', typische Verwendung des Wortes nirvikalpa zur Charakterisierung der Geistesruhe (samatha) ist bei der Interpretation der vorliegenden Stelle zu berücksichtigen. Von diesem Zusammenhang her interpretiert würde der Ausdruck zusätzlich beinhalten oder doch wenigstens implizieren, daß die überweltliche Einsicht in die vier Edlen Wahrheiten wie die Geistesruhe', bzw. weil sie selbst eine Form von Geistesruhe ist, frei ist von jeglichem (Re)produzieren von Vorstellungsbildern (nimitta). Diese Vorstellungsfreiheit erschöpft sich aber im Falle der überweltlichen Einsicht nicht in der bloßen Latenz der Vorstellungsbilder, wie dies bei der gewöhnlichen Geistesruhe der Fall ist oder bei dem der überweltlichen Einsicht unmittelbar vorhergehenden Zustand, in dem jegliche Geistestätigkeit aufgehört zu haben scheint; noch auch impliziert sie gar, wie beim mahāyānistischen Typus der erlösenden Erfahrung, eine mystische Transzendenzerfahrung im Sinne der Erfahrung eines vollständigen Verschwundenseins aller vielfältigen Erscheinungen 128 Die erlösende Erfahrung der Śr Bh hat vielmehr -- in Gestalt der vier Edlen Wahrheiten bzw. der durch sie charakterisierten Daseinsfaktoren - durchaus Vielheitliches zum Gegenstand, aber sie erfaßt es in der Form einer direkten Anschauung, nicht nur indirekt vermittels eines in der visualisierenden Imagination selbstproduzierten Abbildes. Auf diese Weise sind, so darf man dann interpretieren, in der überweltlichen Einsicht Geistesruhe (als Freiheit von imaginativ-reflektiver 126 Vgl. BoBh 77, 5 ff. u. 177, 16 ff. 127 Vgl. den Ausdruck parūksābhisamskāra in Sr Bh 499, 19. Die primäre Bedeutung von nirvikalpa wäre somit hier und an der zuvor (S. 79 f.) behandelten Stelle 499, 20 dieselbe; ein wesentlicher Unterschied bestünde aber hinsichtlich der zusätzlichen Implikationen. 128 Wobei eine prinzipielle Gleichartigkeit von Vorstellungsbildern und „normalen" Phänomenen vorausgesetzt wird : auch die Phänomene des alltäglichen Bewußtseins - die Dinge der Außenwelt - verdanken ihre Existenz letztlich subjektiver Vorstellungstätigkeit (vgl. etwa Bo Bh 34, 21 ff.).
SR No.269638
Book TitleVersenkungspraxis Und Erlosende Erfahrung In Der Sravakabhumi
Original Sutra AuthorN/A
AuthorL Schmithausen
PublisherL Schmithausen
Publication Year
Total Pages27
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size4 MB
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