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L. SCHMITHAUSEN
kein Objekt (ālambana) mehr; er hat aber doch noch ein Objekt "6. Es scheint, als sei sein Geist völlig verschwunden; er ist aber nicht verschwunden"117. Der Geist ist in diesem Zustand nicht etwa gelähmt durch Schläfrigkeit wie im] Dengue-Fieber (madhuraka 8)"; er befindet sich vielmehr in einem Zustand vollkommener Geistesruhe (samatha)"9a.
Unmittelbar nach dem Austritt aus diesem Zustand richtet der Übende seine Aufmerksamkeit (ābhujati) wieder auf die zuvor betrachteten vier Edlen Wahrheiten 20 und erzielt nunmehr die erste überweltliche Einsicht '21, die als eine den Charakter [endgültiger] Gewißheit und direkter Wahrnehmung tragende sukzessive Erkenntnis der vier Edlen Wahrheiten bestimmt wird; und zwar der vier Edlen Wahrheiten -- bzw. konkret der durch sie charakterisierten Daseinsfaktoren - auch insofern, als sie normalerweise der direkten Wahrnehmung entzogen (paroksa) sind 12%, worunter insbesondere die Daseinsfaktoren der höheren Weltsphären zu verstehen sind.
Diese die überweltliche Einsicht konstituierende definitive und anschauliche Erkenntnis der vier Edlen Wahrheiten wird ferner als nirvikalpa bezeichnet 23. Die Verwendung dieses Epithetons zur Charakterisierung des „hīnayānistischen" Typus der erlösenden Erfahrung überrascht, da es in der Yogācāra-Schule später geradezu als terminus technicus für die mahāyānistische Form gebräuchlich ist. Die Tendenz hierzu ist schon in der Bodhisattvabhūmi, dem mahāyānistischen Pendant der ŚrBh, erkennbar 124; der Spielraum für die Verwendung von nirvikalpa ist aber hier noch erheblich breiter als später, und es werden, neben Verbindungen zum Sprachgebrauch der Mahāyāna-Sūtren (speziell des Daśabhūmikasūtra) 25, auch Beziehungen zur
116 Es wird aber nicht gesagt, welches Objekt der Geist in diesem Zustand hat. Ist die anabhisamskāratā, auf die der Übende den Geist gerichtet hat, dieses Objekt, oder darf man an ein latent fortdauerndes Gerichtetsein des Geistes auf die vier Edlen Wahrheiten denken?
117 499, 20 ff. : tasya tac cittam tasmin samaye niruddham iva khyāti; na ca tan niruddham bhavati. anālambanam iva khyāti; na ca tad anālambanam bhavati. tasya tac cittam praśāntam vigatam iva khyāti; na ca tad vigatam bhavati.
118 So wohl gegen die Hs. (madhukara-) und Tibet. sbran rtsi byed pa zu lesen; vgl. Chin. mei ,, beautiful; delicious", was einem im Sinne von madhura ,,süß" misverstandenen madhuraka- entsprechen dürfte. Zu madhuraka ,,Dengue-Fieber" s. J. FILLIOZAT in: Studien zum Jainismus und Buddhismus: Gedenkschrift für Ludwig Alsdorf, hrsg. v. K. BRUHN U. A. WEZLER, Wiesbaden 1981, S. 83 ff.
119 500, 1f.: na ca tasmin samaye (*madhuraka* middhāvastabdham. (*...*) s. Anm. 118.
1199 So nach Tib. (230 a 7) u. Chin. (475c 17 f.); Lücke in Hs.
120 500, 13f. (tesām samanantara(m) pūrvvavicāritāni satyäny ábhujati (Hs.)) u. 8f. (yasyānantaram pūrvvavicăritesu satyeşv (Hs. satvesv)... abhogam karoti).
121 500, 11.
122 500, 15—17: ābhogasamanantaram yathāpūrvvānukrama- (Hs. -mah) vicăriteşu satyesu anupūrvvenaiva nirvvikalpa(mpratyaksa paroksesu niscayajñānam pratyaksajñānam utpadyate.
123 500, 16 (s. Anm. 122); vgl. auch 196, 19. 124 Vgl. z. B. Bo Bh 30, 8; 26, 13; etc. 125 Vgl. z. B. BoBh 239, 10 mit Dasabhūmikasūtra (ed. RAHDER) 64, 2f.