SearchBrowseAboutContactDonate
Page Preview
Page 15
Loading...
Download File
Download File
Page Text
________________ Versenkungspraxis und erlösende Erfahrung in der Srāvakabhūmi 73 des ausweitenden' Visualisierungsprozesses in einer übernormalen direkten Wahrnehmung der Sache selbst aber ist undenkbar, da es sich bei diesen Visualisierungen um willkürliche Vorstellungen 804 handelt, denen gar keine Realität entspricht. Überhaupt scheint im Rahmen der Übung des Widerwärtigen", sobald sie als ein primär der Herbeiführung geistiger Sammlung dienender Zustand gefaßt wird, eine Rückkehr zu einer direkten Anschauung des realen Übungsobjektes selbst kaum motiviert zu sein und wird, soweit ich sehe, zumindest bei den Theravādins und Sarvāstivādins 81 ebensowenig gelehrt wie in der ausführlichen Darstellung der Vorbereitungsübungen im 3. Buch der Sr Bh. Wenn sie in der übergreifenden Systematik des 2. Buches dennoch postuliert wird, so könnte dies zunächst im Zusammenhang mit der spezifischen Funktion der Vorbereitungsübungen zu sehen sein: Dient die Übung des Widerwärtigen' primär der Ausschaltung der Begehrlichkeit, so mag eine direkte Anschauung der verwesenden Leichen selbst durchaus als das beste Mittel erscheinen. Daß man auf eine übernormale Wahrnehmung rekurriert, ließe sich auf die oben angedeuteten Schwierigkeiten (Gefährlichkeit der Leichenstätte, Wandel des Totenkultès) zurückführen. Das Arbeiten mit Vorstellungsbildern dürfte - im Sinne der obigen Erörterungen und angesichts der zwar Vorstellungsbilder, aber keine übernormale direkte Wahrnehmung kennenden Darstellung der Vorbereitungsübungen im 3. Buch der Sr Bh — schon vorher aus anderen Gründen aufgekommen sein. Charakteristisch für die übergreifende Systematik des 2. Buches der Śrbh, und möglicherweise originell, wäre aber die Idee, daß die visualisierende Vorstellung durch entsprechende Intensivierung zu einer übernormalen Wahrnehmung der Sache selbst gesteigert werden kann. Zu erwägen wäre auch die Möglichkeit, daß es sich bei den Vorstellungen, die im Rahmen der ,Ubung des Widerwärtigen in eine übernormale Wahrnehmung einmünden sollen, nicht um die einfache Vorstellung der Leichen als solcher handelt, sondern um Vorstellungen wie die, daß die Anzahl der eigenen Leiber, die im Verlauf der Wiedergeburt diesen Zustand erreicht haben bzw. erreichen werden, unendlich groß ist, oder um die Vision des gegenwärtigen eigenen Körpers (oder auch des Körpers einer verführeri 81 Im Visuddhimagga gipfelt die , Ubung des Widerwärtigen' in der Erlangung der ,vollen Konzentration (appanā) der ersten , Vertiefung (hāna), wobei als Objekt das sog. „Entsprechungsbild“ (patibhāganimitta; vgl. Pāli Tripitaka Concordance s. v. patibhāga: ,,counterpart, likeness") fungiert, ein anschauliches Vorstellungsbild, das jedoch keineswegs, wie der Name suggeriert, den realen Leichenzerfallszustand exakt abbildet, sondern vielmehr eine Art Idealbild' und weniger furchterregend ist; im Falle der Betrachtung einer aufgedunsenen Leiche z. B. hat es die Gestalt eines dicken Mannes, der sich nach reichlicher Mahlzeit niedergelegt hat (VisM VI.66). — Bei den Sarvāstivädins (AK Bh 338, 15 ff.) endet die ,Ubung des Widerwärtigen damit, daß der Yogin, nachdem er die Visualisierung der ganzen Welt als angefüllt mit Skeletten Schritt für Schritt reabsorbiert und auf die Visualisierung der Hälfte des eigenen Schädels reduziert hat, schließlich auch diese aufgibt und den Geist zwischen den Augenbrauen fixiert.
SR No.269638
Book TitleVersenkungspraxis Und Erlosende Erfahrung In Der Sravakabhumi
Original Sutra AuthorN/A
AuthorL Schmithausen
PublisherL Schmithausen
Publication Year
Total Pages27
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size4 MB
Copyright © Jain Education International. All rights reserved. | Privacy Policy