SearchBrowseAboutContactDonate
Page Preview
Page 52
Loading...
Download File
Download File
Page Text
________________ 278 Willem B. Bollée und berührt darauf die Köpfe seiner Söhne mit seinen Füßen, 414 was hier wohl als Gunstbeweis aufzufassen ist und besonders der Bhakti-Bewegung zu eignen scheint. Von Gestikulation, und zwar mit den Händen, ist eher die Rede bei dem Gegenteil der Segnung, dem Fluch, der in einer Handvoll Wasser als Trägerin auf den Verfluchten geworfen wird. 415 Es bleibt jetzt noch die Frage zu beantworten, warum in Indien und im weiteren Südostasien dem Fuß bzw. den Füßen soviel mehr Bedeutung beigemessen wird als in unsrer Kultur. Nur Ruben scheint sich darüber Gedanken gemacht zu haben, indem er die Fußsohle für einen möglichen Seelensitz hält (v. supra, S. 240). Hier sei vielleicht auch an Susruta erinnert, demzufolge es zwei Stellen (marma) in der Fußsohle gibt, deren Verwundung tödlich ist (sarīrasthāna 6, 32 f.).416 Durch ihre Füße haben die Wesen, besonders der Mensch durch seine Fußsohle, ihre Stütze, Basis, Halt usw. auf bzw. in der Erde. In dieser Hinsicht sind sie wichtiger als die Hände, somit wohl auch eher gefährdet, was mit erklären könnte, warum man jemandem seine Füße nicht zuwenden soll: man würde sie u. U. einem bösen Blick aussetzen. Das gilt speziell für die Fußsohlen, die den natürlichen Übergang zwischen der Erde und was sich auf ihr befindet darstellen, 417 und Übergänge sind immer Angriffsflächen für böse Mächte. 418 Die Füße, wiederum vor allem die Fußsohlen, sind auch darin wichtiger als die Hände, in dem mit ihnen viel mehr assoziiert wird: man denke an die Mahāpuruşa-Füße, namentlich in der bildenden Kunst, welche neben den Predigten und Lehrreden in einer weitgehend illiteraten Gesellschaft die Religionswahrheiten vermittelt. Der Fuß des stehenden oder aufrecht gehenden, d. h. voll funktionsfähigen Menschen *19 (im Gegensatz zu Kindern, Kranken oder Toten) verbindet diesen mit der Erde, auf der seine (Wieder)geburt im Samsāra beruht; so gesehen könnte dann die Askese auf einem Fuß den Versuch darstellen, diese Bindung aufzugeben und erlöst zu werden (supra, S. 242). 414 Caitanya-caritâmsta (ed. Prabhupāda; Vaduz 1981) 10, 60 tāmra putra saba sire dharila carana. - Der sterbende Haridāsa bittet Caitanya, ihm seine Füße auf die Brust zu setzen (O. Stursberg, Das Caitanyacaritâmộta des Krşqadāsa Kavirāja (Thesis Erlangen 1907) 45, während Sanātana Caitanyas Füße auf seinen Kopf haben möchte und den Guru bittet, dabei zu sagen ,,Das, was ich dich gelehrt habe, werde dir klar" (ebd. 31). 415 Jätaka V 87, 23(siehe CPD s.v. asitta-matta); Rām 7, 26, 53; Bāņa, Hcar 10, 7, BhagPur IX 9,23 usw. 416 Möglicherweise sind Ferse und große Zehe gemeint, die in der esoterischen Hindu-Tradition „contain subtle channels second only in importance to the nādis of the spine" (A. Mookerjee, Kundalini, The Arousal of the Inner Energy (London 1982] 71). 417 Oft erwähnt, s. meine Studien (vgl. Anm. 194) I'141; Sihalavatthu 20:2 etc. 418 Jayadeva, Gīta-govinda 7, 15, 6 bezeichnet die von Krşņa an den Füßen einer Gopi vorgenommene (Schutz-?)bemalung als bahir apavaranam. 419 Siehe Bollée, A Note on Evil (vgl. Anm. 93) 377. Wie wichtig dieses menschliche Unterscheidungsmerkmal den Indern ist, geht aus ihrer Bezeichnung für Tier, u.a. sa. tiryañc, päli tiracchāna (-gata) hervor.
SR No.269614
Book TitleTraditionell Indische Vorstellungen Uber Die Fuse In Literatur und Kunst
Original Sutra AuthorN/A
AuthorFur Klaus Fischer
PublisherFur Klaus Fischer
Publication Year
Total Pages55
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size10 MB
Copyright © Jain Education International. All rights reserved. | Privacy Policy