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________________ 116 A. WEZLER Über Form und Charakter 117 Erörterung über die Frage, welches von jeweils zweien der Vie rergruppe (von aus Verlangen entstandenen Lastern)", also Jagd, Spiel, Frauen und Trunk (8.3.38), schlimmer ist". Daß der Verfasser des AS bei der Darstellung unterschiedlicher Meinungen die ..Einzelverfasser" in stets gleicher Reihenfolge auftreten läßt -und insofern stereotyp" verfährt - ist ein durchaus verständliches Ordnungsprinzip, an dem festzuhalten bei einem Text ohne erzählerisch-literarische Ambitionen gewiß naheliegt. Daß dieser festen Auseinanderfolge der Personen nun aber auch eine sachlich stimmige Abfolge der jeweiligen Argumente entspricht, ist nicht nur höchst verwunderlich, sondern in der Tat auch dazu angetan, ganz erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Verfassers zu wecken: Setzt man die Historizität der Personen und die Ad. aquatheit des Referates ihrer Meinungen voraus, dann kann diese Koincidenz doch nur als äußerst unwahrscheinlich gelten. Daß die Reihenfolge der Einzelverfasser" eine historische ist, d. h. Viśāläksa jünger ist als Bhäradvaja, die Päräsaras jünger als Viśāläksa usw., könnte das Nacheinander der Argumente in 1.17 erklären, nicht aber die Beobachtungen in 8.3; denn bestimmend ist ja doch eindeutig das yarhásamkhya-Prinzip'', insofern Pisuna, Kaunapadanta usw. der Reihe nach jeweils das erste bzw. das zweite usw. der.. Laster" (vyasana) für schlimmer erachten als das in der Aufzählung nachstfolgende. Das Ganze wirkt ohnehin so, als sei es im Grunde und (gedanklich) ursprünglich eben eine systematisch-vergleichende Untersuchung der relativen Gefährlichkeit des sog. trivarga und des sog. caturvarga, bei der jedoch unter Bezugnahme auf jeweils nur ein Paar, alle Möglichkeiten - natürlich der Reihe nach - durchgegangen werden. Die Zuord nung einer jeder dieser Möglichkeiten an einen Einzelverfasser erscheint aufgesetzt-künstlich, und dieser Eindruck wird dadurch entschieden verstärkt, daß, wie WILHELM feststellt, die Viererschar" von den nächstfolgenden Einzelverfassern wie", d. h. in gleicher Weise wie, ..die Dreierschar diskutiert" wird, d. h. daß die stereotype Reihung der Einzelverfasser" zwar auch hier bei behalten ist, daß diese aber sich zu unterschiedlichen Fragen äußern, Bharadvaja zum Verhältnis zwischen ..Zorn“ und „Verlangen" (8.3.8 ff.), Višalaksa und die Pärásaras zum trivarga (8.3.24 ff.) und die übrigen, also Piśuna, Kaunapadanta und Vātavyādhi zum caturvarga (8.3.39 ff.)! Das ist des Guten doch zuviel, so daß man WILHELM beipflichten wird, wenn er bemerkt: ..So trist JACOBIS* Argument gegen die Echtheit (ein so programmmäßiger Ablauf könne nur fingiert sein) berechtigterweise auf die Zitate der übrigen Einzelverfasser zu." Daß der nächstliegende Gedanke"...daß die Reihenfolge der ..Einzelverfasser" chronologisch gemeint sei, aufgegeben werden" muß, hat schon JACOBI festgestellt und ist in dieser Hinsicht auch nicht von KEITH” kritisiert worden. Die , Programmaßigkeit spricht nun aber auch gegen die Annahme, daß hier eine wirkliche zeitgenössische Diskussion, wenn auch in sprachlich und stilistisch vom Verfasser des AŚ selbst gestalteter Form, festgehalten worden ist. Andererseits gilt es aber doch auch zu bedenken, daß die fragliche Korrespondenz zwischen Reihenfolge der Einzelverfasser" und Abfolge ihrer Ansichten keineswegs in allen , Polemiken' ge jeweils zwei Dingen nicht mehrmals das in der Aufzählung Vorangehende for schlimmer halten und danach ebenfalls mehrfach das Nachstfolgende oder ein Verfasser eine solche nicht völlig stereotype Darstellungsform wählen? + mrgaya, dyul, striya, pina bilden gema 8.3.38 den caturvarga, und im Folgenden halten beim Vergleich des 1. und 2, bzw. 2. und 3., bzw. 3. und 4. der Reihe nach Pisuna, Kaunapadania und Vatavyadhi das in der Aufzählung jeweils vorangehende Laster für schlimmer, was Kautalya in allen Fällen bestreitet. Raghuvamsa 9.7 zählt diese Laster auf die Reihenfolge der beiden letzten ist dort aber vertauscht. • Mit jünger" ist nicht notwendig ein zeitlicher Abstand von Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten gemeint, sondern lediglich ein zeitliches Danach. * Vgl. H. BRINKHAUS, Yarhásamkhye und versus rapportati. In: Stil 7, 1981, S. 21-70 Zitiert aus WILHELM 1960: 43. » 1960: 47. WILHELM verweist auf JACOBI 1912: 830/529. » Weiter heißt es bei WILHELM: ..nicht aber auf das des Bharadvaja. Auf die cingangs in VIII, 129" (-8.3) angelohrte Meinung, der Zorn sei schlimmer als das Begehren", antwortet Bharadvaja mit „ncin". Er zählt die Vorzüge des Zornes und des Begehrens auf und bejaht beide. Darauf sagt Kautalya „nein" und führt die Fehler des Zornes und des Begehrens an, vergleicht sie und halt den Zorn für schlimmer. - Kautalya argumentiert also so, als hätte Bharadvaja das Begehren für schlimmer gehalten als den Zorn. - Kautalya durchbricht sein Schema, weil offensichtlich eine echte Polemik zugrunde liegt. Dazu nur soviel: Kautalya na ist voll verständlich auch als gegen Bharadvajas Bejahung von Zorn und Lust Rerichtet, wobei außerdem zu beachten ist, daß beide krodha und kama durchaus unterschiedlich definieren. * 1912: 839/529. * The Authenticity of the Kautilya. In: JRAS 1916, 130-137.
SR No.269588
Book TitleUber Form And Charakter Der Sogenanmtes Polemiken Im Staatslehrbuch Des Kautalya
Original Sutra AuthorN/A
AuthorA Wezler
PublisherA Wezler
Publication Year
Total Pages15
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size3 MB
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