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________________ 114 A. WEZLER Über Form und Charakter 115 Gott, kein singuläres Phänomen ist, wenn der Beweis' oft auch nur indirekt erbracht werden kann. Man muß also auch beim AS zumindest mit der Möglichkeit rechnen, daß der uns erhaltene Text durch seine eigene Entstehung - und seinen damit unmittelbar zusammenhängenden Charakter" - die gesamte ältere Literatur zu diesem Thema verdrängt hat, d. h. letztendlich bewirkt hat, daß diese nicht mehr überliefert worden ist. Es könnte sich m.a. W. bei Višalaksa und seinen , Kollegen durchaus, wie WILHELM sagt, ohne es freilich so zu meinen, um ,,Einzelverfasser" gehandelt haben, wenn auch nicht notwendig in dem - eigentlichen, aber im indischen Kontext zu engen - Sinn von ..Hersteller eines fest formulierten Textes". Die sonstige Nichterwähnung dieser. Einzelverfasser" - von Bharadvaja abgesehen - ließe sich ja nicht weniger plausibel außerdem auch mit dem generellen Mangel an Quellen für die fragliche Zeit erklären: Daß es nicht gelingt, sie .,als Typen" oder als historische Persönlichkeiten herauszuschälen", erlaubt noch nicht den Schluß, sie seien reine Phantasiegestalten. Man muß sich schließlich auch die Gegenfrage stellen, ob es nämlich auch nur wahrscheinlich ist, daß der Verfasser des AS mit den , Polemiken' eine totale Fiktion geschaffen hat, etwa ..zur besseren literarischen Gestaltung". Ließe sich eine Parellele aus der indischen Literatur bzw. aus den Sastras anführen? Wendet sich sein Werk nicht in erster Linie, wenn nicht überhaupt nur, an ein sachverständiges Publikum, das also auch wie er selbst die ältere einschlägige Tradition, jedenfalls in ihren wesentlichen Umrissen, gekannt haben dürfte? Hätte er da nicht auf Widerspruch oder Kopfschütteln oder Gelächter gefaßt sein müssen, wenn er mit erfundenen . Autoritäten“ daherkommt? Und daß er etwa zeitgenössische Persönlichkeiten, hinter Spott- oder Spitznamen" mehr oder weniger verborgen, satirisch-kritisch aufs Korn genommen hat, wäre denn doch eine arg weit hergeholte Annahme, nicht so sehr wegen des eher modernen literarischen Raslinements als wegen des Fehlens hinreichender Verdachtsmomente. Warum aber sollte er nur theoretisch denkbare Positionen erfun denen Personen zugeordnet haben? Erscheint es von daher gesehen nicht als natürlichere Annahme, daß es ihm vielmehr darum ging. Meinungen oder die Meinungen der/von zumindest in Fachkreisen bekannten ,Autoritäten", ob nun Zeitgenossen oder Gestalten der Überlieferung, im Kern zutreffend zu referieren, eine gegebene Meinungsvielfalt zu dokumentieren, festzuhalten und auf diesem plastischen Hintergrund die Meinung des Kautalya immer wieder als die - seiner Ansicht nach - überlegene hervorzuheben? 4. Nun gibt es aber doch eine Beobachtung an den Polemiken zu machen - WILHELM erwähnt sie, soweit ich sehe, nicht die möglicherweise zu Recht für die These ihres durch und durch fiktiven Charakters in Anspruch genommen werden könnte. Richtet man den Blick nämlich von der ..stereotypen Reihenfolge der Nennung der ,,Einzelverfasser" auf die ihnen zugeschriebenen Ansichten, dann entsteht der Eindruck, daß deren Reihenfolge durchaus nicht kontigent oder arbitrar ist, sondern plausible Ord. nung verrät. Von der literarischen Verzahnung durch das Eingehen auf die Meinung des in der Reihe Vorangehenden - natürlich nur seitens des an zweiter etc. Stelle genannten. Einzelverfassers" - hat man hierbei selbstredend abzusehen. So kann man z. B. die Abfolge der Meinungen hinsichtlich des Schutzes des Königs vor seinen eigenen Söhnen (rajaputrarakşana in 1.17), wo Kautalya gemäß WILHELM „wahrscheinlich gegen echte Ratschläge (dem Inhalt nach) polemisiert" - ,,Einschließung an einem Ort" (1.17.8: Višalaksa). ..Aufenthalt in der Festung eines Grenzhuters" (1.17.11: Párásaras) und Aufenthalt in der Festung eines Nachbarkönigs/Vasallen" (1.17.14: Piśuna) - als systematische Fortentwicklung des Gedankens der Notwendigkeit der Entfernung der Prinzen vom Königshof sehen, wobei die Distanz immer größer gewählt wird. Oder in 8.3.21 1. folgt die , Diskussion zwischen Viśáläksa und Kautalya bzw. den Påråśaras und Kautalya in auffälliger Weise der Reihung der Begriffe våkpárusya, arthadusana und dandapărusya, die zusammen den kopaja trivarga, ,, die dem Zorn entspringende Dreiergruppe (von Lastern)" bilden (cf. 8.3.12)". Und gleiches gilt für die anschließende (8.3.39 ff.) " Mit diesem beschaftige ich mich in einem Aufsatz, den ich unter dem Titel ..Zum Problem der Verfasserschaft und der Struktur des . Kautilya' Arthasastra" bald veröffentlichen zu können holle. Herr Windkrankheit", Herr ..Damonenzahn" usw.! - Überraschend jeden falls sind die Namen schon, d. h klanglich und bedeutungsmaßig ungewöhnlich! - S. WILHELM 1960: 25. * Zu antapala vgl. SCHARFE 1968:205 FT. 4 WILHELMS Feststellung (1960:43)...daß der Diskussionsverlauf durchbrochen ist", halte ich für abwegig: Warum sollte Kautalya bei der Abwägung zwischen
SR No.269588
Book TitleUber Form And Charakter Der Sogenanmtes Polemiken Im Staatslehrbuch Des Kautalya
Original Sutra AuthorN/A
AuthorA Wezler
PublisherA Wezler
Publication Year
Total Pages15
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size3 MB
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