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A. WEZLER
Über Form und Charakter
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des Arztes!" Väryovida antwortet (12.10), Marici vertritt eine andere Ansicht (12.11), Kapya wieder eine andere (12.12), bis schließlich der ehrwürdige" Punarvasu Atreya, das Problem abschließend klärend, bemerkt: ,,Ihr alle habt richtig gesprochen, abgesehen davon, daß die definitive Entscheidung (noch) fehlt, 10) und dann selbst den siddhanta verkündet - von dem es dann aber noch ausdrücklich heißt, daß ihm alle Seher freudig zustimmen. Auch dieses Gespräch ist also laut der Aussage im Text selbst eine katha, und was darunter zu verstehen ist, wird durch den Anfang von 12.3 vátakalakalajranam adhiktya parasparamatáni jijrasamanah samupavisya maharsayah papracchur anvo'nyam ... auf plausible Weise expliziert: Eine , Diskussion, bei der man aber nur die Meinung der anderen Teilnehmer zu einer bestimmten Frage - oder einem Fragenkomplexios - kennenlernen möchte, wobei einem Teilnehmer die Rolle des siddhantin zufällt bzw. vorbehalten ist. Diskutiert nämlich werden die Einzelmeinungen ihrerseits nicht - sieht man von der indirekten Kritik des Punarvasu Atreya ab
6. Die drei kathas 7 in der Cars unterscheiden sich nicht nur voneinander in manchen Besonderheiten, sondern weisen auch einzelne Merkmale auf, die, kommt man vom AS her, neu sind: Die - bereits erwähnte - Erzählung über Anlaß und Umstände der Diskussionen, die suggeriert, daß sie tatsächlich stattgefunden haben. Auch sind die Teilnehmer nur teilweise die gleichen, und von einer stereotypen Aufzählung kann mit Blick auf die CarS nicht die Rede sein.
Trotzdem drängen sich auch bei diesem Text ähnliche bzw. grundsätzlich die gleichen Fragen auf, die sich WILHELM mit Be. zug auf das AS vorgelegt hat: Sind die Teilnehmer historisch
faßbar? Passen, sofern sie mehr als einmal zu Wort kommen, ihre Thesen zusammen? Sind die Ansichten, die sie vertreten bzw. die ihnen zugeschrieben werden, historisch glaubwürdig, d. h. tatsächlich von Medizinern/Gelehrten im alten Indien vertreten worden? Und so fort.
Auch bei diesen mit dem Ayurveda verbundenen maharsis verlie. ren sich offenbar -d. h. wenn ich nichts Wichtiges Übersehen habe - die Spuren im Nebel von Spekulationen, deren Grad von Wahrscheinlichkeit nicht zu bestimmen ist, bzw. im völligen Dunkel fehlender sonstiger Erwähnungen u. a. auch nur des Namens
Führt also die Entdeckung dieser Parallelen in der Cars zu nichts anderem als einer bloßen Vermehrung bzw. Verlagerung der Probleme? Die Frage ist natürlich rhetorisch, denn ich bin der Meinung, daß die Cars umgekehrt entscheidend beiträgt zu ihrer Lösung bzw. zu einem neuen Verständnis dieser Probleme, die sie im Endeffekt wohl zu lösen imstande ist. Ich gehe dabei u. a. von der Überlegung aus, daß beide Texte, AS wie Cars, als solche gar. nicht datierbar sind in dem Sinne, daß sie beide Material aus sehr verschiedenen Zeiten und möglicherweise ganz unterschiedlichen oder gar stark heterogenen Charakters enthalten - so daß die Frage nach dem Entstehungszeitpunkt allenfalls sinnvoll wäre in be. zug auf einzelne Material-Teile (sollten sie sich herausschalen las. sen) oder in Bezug auf eine Redaktion/die Endredaktion (sollte sie sich als solche erkennen und in ihrem Wie beschreiben lassen). Vom Problem der Chronologie abgesehen, ist es darüber hinaus so, daß auch der Vergleich der Polemiken im AS mit den kathas in der Cars keinerlei Anlaß zu der Vermutung bietet, daß hier Beeinflussung des einen Textes auf den anderen vorliege (in welcher Richtung auch immer). Der Vergleich macht vielmehr im höchsten Maße wahrscheinlich, daß uns unabhängige Zeugnisse einer - im wesentlichen freilich gemeinsamen - Tradition vorliegen!
Wenn diese Voraussetzungen richtig sind, dann darf- und muß - zuvörderst festgestellt werden, daß die literarhistorische
ac chnutá kapravaco bhagavan punanasur dreva wdra-san a bhavan. Tah samag dhur anratraikantikaracanar / ... // 13 /. Gangadhara erläutert: praninám suhlasubharoh karanasaikantavacanád avyabhickrivacanád anyairal.
14 lad rsavah sana evanumienire vacanam atrevarwa bhagawato hinanandus ceti 1/14//; vgl. auch 1.34f.
*** Wie er in 12.3 aufgelistet ist in einer Form, die z. B. aus dem Santiparvan vertraut ist).
Indem er Maricis Vorwurf, daß Varvovida das Thema verfehlt habe', nicht bestätigt.
10 Der Ausdruck begegnet, in der in Rede stehenden Bedeutung, auch So. trasthana 1.15b; aber ich strebe hier keine Vollständigkeit an und gehe deshalb auf diesen Abschnitt nicht ein.
10+ Ich denke hier z. B. an das, was J. FILLIOZAT, O.C. (s. Anm. 80). p. 386 zu Kankayana, dem båhlikabhisa), schreibt.
19 S. etwa das Buch von GIRINDRANATH MUKHOPADHYAYA (vgl. Anm. 69).
110 Etwas ganzlich anderes ist die von W.RUREN: Kulturgeschichie Indiens, Ber. lin 1978. S. 136 et passim behauptete Gemeinsamkeit zwischen Staatslehre und Medizin in ihrem Sichlösen von der brahmanischen Theologie und ihrer Entwick lung von ihr unabhängiger Lehren