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E. FRAUWALLNER.
I. (Fol. 254 a 6.) Nun gibt es eine Gemeinsamkeit nicht. Das eigene Merkmal (svalakṣaṇam) dagegen gibt es zwar, es ist aber nicht Gegenstand der Vorstellung, weil sich das Vorstellungsbild nicht mit seinem Vorhandensein und Fehlen nach ihm richtet (anvayavyatirekānuvidhanam). Die verschiedenen Dinge sind nämlich nur Gegenstand der Erkenntnis, wenn sich das Erkenntnisbild mit seinem Vorhandensein und Fehlen nach ihnen richtet, aber in keinem andern Fall. Daher hat die Vorstellung die Dinge nicht zum Gegenstand. Damit ist aber nicht gesagt, daß sie die Dinge nicht bestimmt. Denn wir sehen, daß die Vorstellung entsteht und vergeht, indem sie die äußeren Dinge, Feuer usw., bestimmt. Daher erfolgt das Erfassen und Nichterfassen bei der sinnlichen Wahrnehmung durch das Erkenntnisbild, bei der Vorstellung durch die Bestimmung. Bei der sinnlichen Wahrnehmung sehen wir nämlich, daß sie sich mit ihrem Vorhandensein und Fehlen nach dem eigenen Merkmal richtet, sie bestimmt aber nichts. Daher erfolgt ihr Erfassen und Nichterfassen durch ihr Erkenntnisbild. Die erfaßte Form (grāhyākārah) der Vorstellung richtet sich dagegen mit ihrem Vorhandensein und Fehlen nicht nach dem Feuer usw., bestimmt aber das Feuer usw. Daher erfolgt das Erfassen und Nichterfassen der (Vorstellung) durch die Bestimmung, aber nicht durch das Bild des Erfaßten. 1
(Einwand:) Das Erfassen der Vorstellungen ist Bestimmen, und zwar zeigen die Vorstellungen diese Beschaffenheit, indem sie das eigene Merkmal bestimmen. Daher ist das eigene Merkmal dasjenige, was von den Vorstellungen durch Bestimmung erfaßt wird. Wieso können also die Vorstellungen einen Gegenstand haben, der als nichtwirklich betrachtet wird? (Antwort:) Es ist gesagt worden, daß die
ne-bar-len-pa-dan-'bras-bu-i-ses-pa-la-snan-bai-no-bo-ma-yin-pa-ni-dei-yul-can-riddu-nes-par-nus-pa-ma-yin-no || (Der Gegenstand, der sich in der Vorstellung spiegelt, welche aus seit anfangsloser Zeit bestehenden Eindrücken entsteht, wird als Objekt (der Worte) betrachtet, weil Sprecher und Hörer auf diese Vorstellung gestützt (die Worte) verwenden, um die Dinge, so wie sie sich spiegeln, mitzuteilen, und eine Vorstellung hervorrufen, welche dieses Bild trägt. Denn eine Erscheinungsform, welche sich nicht in der Grundlage und Ergebnis bildenden Erkenntnis spiegelt. kann nicht als Objekt der (Worte) bestimmt werden.)
1 Vgl. dazu Dharmakīrtis Vșttiḥ zu Pr. vārt. I 59.