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________________ 50 VORATTISCHE PHILOSOPHIE wenn er hier das Aristotelische Axiom vom Gleichgewicht der Gegensätze ausgesprochen findet. Doch kennt Anaximander, wie das einzige erhaltene Fragment zeigt, so etwas wie einen Ausgleich der Gegensätze, und KIRK mag mit Recht eine Überlegung derart ihm zutrauen, daß das Auftreten bestimmter andersartiger Stoffe bei der Übermacht eines qualitativ bestimmten Urstoffes undenkbar wäre. Wie erklärte Anaximander die Entstehung der Welt aus dem Unbestimmten? Mit Sicherheit können wir sagen, daß sich irgendwie das Warme (Feuer) und das Kalte (Luft - Dunst) schieden. Sowohl über den Begriff der Absonderung wie über die Form, in der sie vor sich geht, beginnt bereits wieder die Kontroverse. Ps.PLUTARCH (Strom. 2: DK 12 A 10) berichtet, daß «dasjenige aus dem Ewigen, das der Erzeugung des Warmen und Kalten fähig ist, zur Bildung dieser Welt sich absonderte» (TÒ Èx του αιδίου γόνιμον θερμού τε και ψυχρού κατά την γένεσιν τούδε του κόσμου αποxowñva). Ist das Zeugungsfähige (yovluov) ein Gegenstück zum kosmologischen Ei der Orphik (Cornford; vgl. S.-) oder ein Prozeß, etwa ein Wirbel (Vlastos), oder bezeichnet es nur den der Aussonderung fähigen Teil des Indefiniten? Der Hinweis BALDRYS (1932), daß in dem Bericht des Ps. Plutarch eine Reihe biologisch-embryologischer Begriffe vorkommt, würde die Auffassung CORNFORDS stützen, doch zeigt Anaximander sonst keine Neigung zu biologisch-mythologischer Erklärungsweise (vgl. die Erklärung der Drehung der Feuerräder durch aufsteigenden Wind Abs. 3). THEOPHRAST hat offensichtlich das Unbestimmte des Anaximander mit ewiger Bewegung ausgestattet, um die Entstehung unzähliger Welten zu erklären (s. unten). Deshalb haben manche modernen Erklärer dem Apeiron eine Bewegung irgendwelcher Art (Burnet) oder eine Kreisbewegung (Tannéry) oder eine Wirbelbewegung in einem Teil (Vlastos) zugeschrieben. ARISTOTELES kennt die Möglichkeit, daß ewige Bewegung (đávatov xai antavotov Phys. 1, 250 b 13f.) dem Sein innewohnt, wie Leben dem Lebendigen, und trifft damit wahrscheinlich die Auffassung eines Thales und Anaximander richtiger als sein Schüler THEOPHRAST, der mit seiner Fragestellung nach der Ursache der Bewegung noch die modernen Erklärer irregeführt hat. Das Ewige, Göttliche hat natürlich die Kraft der Bewegung. Für den Vorgang der Sonderung werden uns zwei Begriffe überliefert: «sich aussondern» (Èxxoiveojai, Aristoteles) und «sich absondern» (åroxoiveojai, Simpl. und Ps.Plut., d. h. Theophrast). HÖLSCHER hat sich für den zweiten Begriff ausgesprochen und ihn für die Absonderung unzähliger Welten gelten lassen. Doch abgesehen von dieser Frage (s. unten) fährt Ps. Plutarch sofort mit der Entstehung der Gegensätze fort, was sich mit Hölschers These schwer vereinbaren läßt. Immerhin mag Theophrasts Begriff dem Denken Anaximanders näher kommen. Es bleibt bei der Wichtigkeit der Berichterstatter Aristoteles und Theophrast zu bedenken, daß Aristoteles seine Berichte in die Form seiner Vier-Elementen- und Vier-Ursachen-Lehre kleidete und deshalb Anaximanders Apeiron nur als ungeschiedene Mischung verstehen konnte, während Theophrast ihm ewige Bewegung und die Entstehung unzähliger Welten zuschrieb. Es ist kein Zweifel, daß Anaximander eine Mehrzahl von Welten aus dem Unbestimmten hervorgehen ließ. Aber die Meinungen gehen auseinander, ob es sich dabei um eine unendliche Zahl aufeinanderfolgender oder gleichzeitiger Welten handelte. Es dürfte sicher sein, daß THEOPHRAST den zweiten Standpunkt vertrat. Ihm schloß
SR No.269265
Book TitleVorattische Philosophie
Original Sutra AuthorN/A
AuthorThales Von
PublisherThales Von
Publication Year
Total Pages12
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size2 MB
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