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________________ Die Gottesidee in der indischen Philosophie des ersten nachchristl. Jahrtausends 449 unerläßlich, die jeweilige begriffliche Strukturierung zusammen mit dem mythologischen Typus zu betrachten. Im folgenden soll nun der Versuch gemacht werden, drei Grundtypen einer begrifflichen Strukturierung der religiös-mythologischen Gottesvorstellung zu besprechen, nämlich die Gotteslehre des sâmkhyistischen Yoga, die Gotteslehre des Vaisesikasystems und die Lehre vom transzendenten Brahma des illusionistisch-monistischen Sankara-Vedânta. I. Die in der erhaltenen philosophischen Literatur des ersten nachchristlichen Jahrtausends am wenigsten in den Vordergrund tretende Gotteslehre ist sicher jene des sâmkhyistischen Yoga". Selbst in den erhaltenen Werken der eigenen Schule, dem Yogasûtram des Patañjali und dem Kommentar des Vyâsa, kommt dieser Gotteslehre nur untergeordnete Bedeutung zu. In späterer Zeit verschwindet sie wegen des Erlöschens der Schule ganz und wird in der philosophischen Diskussion von der an Bedeutung gewinnenden Gotteslehre des Nyâya und des Vaiseșika überlagert und verdrängt. Dennoch scheint es auf Grund typologischer Vergleiche möglich, ja selbst wahrscheinlich, daß sie für gewisse späte Formen der Gotteslehre, die sich erst am Ende des ersten, bzw. Beginn des zweiten nachchristlichen Jahrtausends durchsetzen, Typus und Ausgangspunkt gewesen ist. Der Grund für die geringe Bedeutung der Gotteslehre im sâmkhyistischen Yoga selbst liegt vor allem darin, daß dieses System eigentlich und ursprünglich eine rationale, mit Hilfe des Begriffsapparates des atheistischen Sâmkhya entwickelte Methode der Seinsmystik ist und daher die Vorstellung von einem ewigen, allmächtigen und allwissenden höchsten Wesen in ihm keinen Platz hatte. Erst später ist aus der mythologischen Theologie die Gottesvorstellung in dieses ursprünglich atheistische System eingedrungen und wurde mit Hilfe desselben sâmkhyistischen Begriffsapparates analysiert und so modifiziert, daß sie in das Yoga-System eingefügt werden konnte, ohne dieses selbst zu verändern. Die sehr lose Verbindung der Gotteslehre mit dem Gesamtsystem besteht wesentlich in dem Zugeständnis des Yoga an theistische Vertreter der Schule, daß neben den eigentlichen Techniken der Schule auch die Verehrung Gottes ein Mittel sei, die letzte Versenkungsstufe der Meditation zu erlangen. Offenbar hatte man dies ursprünglich so verstanden, daß Gott als Typus der erlösten Existenz (kaivalyam) geeigneter Meditationsinhalt sei, um den Meditierenden auf die Realisierung seiner eigenen, der Weltexistenz in Wirklichkeit entzogenen geistigen Seinsweise hinzuführen. Die Gotteslehre selbst wird im Spannungsfeld des sâmkhyistischen Dualismus ausgelegt, d. h. in den beiden metaphysischen Kategorien von Purusa und Prakrti: „purusah" die Kategorie der vielen, ewigen, unaffizierbaren und absolut untätigen Bewußtseine und „prakrtih", die Kategorie der einen, ewigen und unbewußten Materie, in welcher allein sich jede Veränderung und Tätigkeit einschließlich der Erkenntnisvorgänge abspielt. Wenn daher die Gottesidee im Rahmen dieses metaphysischen Dualismus begrifflich entfaltet werden sollte, konnte dies zunächst nur mit Hilfe des Geistbegriffes (purusah) geschehen. Tatsächlich bestimmt der Yoga Gott als jenen besonderen Puruşa, welcher infolge seiner Allwissenheit niemals das empirische Geschehen der von der Seelenwanderung bestimmten Welt fälschlich auf sich bezogen hat und daher anfanglos in vollkommener Emanzipation (kaivalyam) west. Damit ist zwar eine begrifflich klare Bestimmung vom Wesen Gottes gegeben, doch Gott gleichzeitig auch als jenes ewige, unaffizierbare und absolut untätige Bewußtsein aufgefaßt, als * Vgl. G. Oberhammer, Gott, Urbild der emanzipierten Existenz im Yoga des Patañjali: ZK Th 86 (1964) 197-207. • Hier wäre z. B. an vişnuitische Systeme zu denken. 5 Zeitschrift für kath. Theologie, 89. Jahrg. 1967
SR No.269271
Book TitleDie Gottesidee In Der Indischen Philosophie Des Ersten Nachchristlichen Jahrtausends
Original Sutra AuthorN/A
AuthorGerhard Oberhammer
PublisherGerhard Oberhammer
Publication Year
Total Pages11
LanguageEnglish
ClassificationArticle
File Size2 MB
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